SG #132: Adidas und Puma

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Kennt Ihr eigentlich die Geschichte von Adidas und Puma? Heute sind das zwei der größten Sportartikelmarken der ganzen Welt. Aber alles fing ganz, ganz klein an. Und zwar 1924.
Damals lebten die Brüder Adolf und Rudolf Dassler in Herzogenaurach, einer kleinen Stadt mit 20.000 Einwohnern in Franken, also in Bayern. Sie hatten gute Ideen. Zum Beispiel machten sie Schuhe aus Leinen. Ihr Vater war Weber, also kannte er sich mit Stoffen aus. Und die jungen Männer, beide Anfang 20, experimentierten mit dem Stoff – sie fertigten sehr leichte Laufschuhe an und gründeten die Sportschuhfabrik „Gebrüder Dassler“.

Die Arbeit war klar aufgeteilt: Der introvertierte Adolf, kurz „Adi“ genannt, verbrachte seine Zeit in der Werkstatt, entwarf und fertigte die Schuhe. Sein Bruder Rudolf war für’s Marketing zuständig, er ging mit den Schuhen auf Sportplätze oder in Gasthäuser und verkaufte sie dort. Das Geschäft ging gut – sie entwickelten Sportschuhe für viele verschiedene Sportarten. Lediglich ihre Frauen verstanden sich nicht so gut – es gab immer öfter Spannungen.

Dann beginnt die Zeit der Nationalsozialisten. Die Brüder treten der NSDAP bei. Doch dann gibt es Ärger: Adi macht einen Schuh für Jesse Owens, einen Afroamerikaner. Das gefällt den Nazis überhaupt nicht – und Rudolf auch nicht. Aber Adi macht es trotzdem, und Owens holt bei den Olympischen Spielen in Berlin vier Goldmedaillen.

Im Krieg wird die Fabrik geschlossen, kein Mensch braucht im Krieg Sportschuhe. Wichtiger sind Waffen. Also produzieren die Brüder eine Panzerabwehrwaffe. Rudolf muss in den Krieg ziehen – Adi nicht, er wird als zu wichtig eingestuft. Nicht gut für die Brüder. Er desertiert und wird gefangen – zum Glück kommt er nur ins Gefängnis, andere wurden sofort erschossen.

Dann ist der Krieg endlich vorbei – und die Amerikaner sind da. Sie wollen die Fabrik sprengen, immerhin wurden hier Waffen produziert – als sie aber von den Schuhen für Jesse Owens erfahren, lassen sie es sein. Glück gehabt. Die Brüder müssen dennoch in Gefangenschaft. Rudolf wird Spionage vorgeworfen. Warum? Rudolf ist sicher, dass ihn jemand denunziert hat: Sein Bruder und dessen Frau. Das Verhältnis ist endgültig zerstört.

1948 ist die Trennung nicht mehr aufzuhalten: Die Brüder teilen die Firma auf.

Adi bleibt in der Fabrik, er nennt die Firma nun „Adidas“, eine Abkürzung von Adi Dassler.

Rudolf „Rudi“ Dassler zieht mit 14 Mitarbeitern in eine alte Schreinerei auf der anderen Seite des Flusses Aurach. Dort gründet er seine eigene Firma, er nennt sie Puma.
Beide sind zunächst sehr erfolgreich. Denn während andere Sportler noch mit Stiefeln mit schweren Schutzkappen unterwegs sind, stellen die Dassler-Brüder leichte und flexible Schuhe her, mit denen man sich viel besser bewegen kann.
Jetzt kämpfen die Brüder gegeneinander – und zwar mit den Waffen des Marketings. Rudolf klaut seinem Bruder eine Idee: Die der Schraubstollen für Fußballschuhe. Das bedeutet, dass man unten an die Schuhe Stollen anschrauben kann, und zwar unterschiedlicher Länge. Damit man beim Laufen nicht rutscht.

Dennoch bleibt Adi erfolgreicher: Er erfindet das noch heute berühmte Adidas-Logo mit den drei Streifen. Und 1954 bei der Fußball-Weltmeisterschaft wird die Mannschaft mit seinen Schuhen Weltmeister. Wie es weiterging? Beide Brüder Dassler starben in den 70er-Jahren. Sie haben sich nie versöhnt. Ihre Kinder waren ebenfalls zerstritten und kämpften gegeneinander.

Heute hat die Adidas-Group über 55.000 Mitarbeiter und einen Umsatz von fast 17 Milliarden Euro pro Jahr. Puma hat 11.000 Mitarbeiter und einen Umsatz von 3 Milliarden Euro pro Jahr.

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg132kurz.pdf

SG #129: Der Führerschein

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In meinem Geldbeutel ist ein gefaltetes Stück rosafarbenes Papier. Mein Foto ist darauf zu sehen – da war ich gerade mal 18 Jahre alt. Was das für ein Papier ist? Es ist mein Führerschein!
Der Führerschein ist ein offizielles Dokument. Ich habe den Führerschein bekommen, nachdem ich meine Fahrprüfung gemacht hatte. Seitdem darf ich Auto fahren. Ich erkläre Euch kurz, wie man in Deutschland zum Autofahrer wird.

Als ich 1994 meinen Führerschein machte, musste ich 18 Jahre alt sein. Heute ist das anders: Man kann schon ein Jahr früher Auto fahren. Ähnlich wie in den USA geht das aber nur in Verbindung mit dem begleiteten Fahren – man darf nicht alleine Auto fahren lernen, sondern muss einen Erwachsenen mit dabei haben.

Wer lernen möchte, ein Auto zu fahren, geht in eine Fahrschule. Der Unterricht ist in zwei Teile unterteilt: Theorie und Praxis. Im Theorieunterricht sitzt man wie in der normalen Schule in einem Raum mit dem Fahrlehrer und lernt die Verkehrsregeln. Eine Schulstunde dauert in Deutschland 45 Minuten – in der normalen Schule genau wie in der Fahrschule. 26 Theorie-Stunden lang muss man also die Schulbank drücken, bis man die theoretische Prüfung ablegen kann. 80% der Fragen muss man richtig beantworten – sonst ist man durchgefallen.

Der praktische Unterricht erfolgt im Straßenverkehr: Gemeinsam mit dem Fahrlehrer oder der Fahrlehrerin sitzt man in einem speziellen Auto. Dieses Auto hat auch auf der Beifahrerseite Spiegel und ein Bremspedal. So kann der Lehrer im Notfall eingreifen. Es ist gesetzlich vorgeschrieben, wie viele Stunden man mindestens unterwegs sein muss – zum Beispiel 5 Fahrstunden auf einer Landstraße, 4 auf der Autobahn und 3 in der Nacht. Der Fahrlehrer entscheidet dann, wann man gut genug ist, um an der Fahrprüfung teilzunehmen. Das ist aufregend, kann ich Euch sagen! Man bekommt einen Termin zur Prüfung, und da kommt dann ein fremder Mensch, ein so genannter Prüfer, und setzt sich mit dem Fahrlehrer und dem Schüler ins Auto. Er lässt den Schüler dann fahren, stellt ihm Fragen – und beobachtet alles ganz genau. Ich musste damals auch rückwärts einparken – gar nicht so leicht, wenn man nervös ist! 45 Minuten dauert diese Prüfung – dann weiß man, ob die Prüfung bestanden ist oder nicht. Wenn ja, bekommt man den Führerschein – wenn nicht, muss man nochmal in die Fahrschule zurück.

Heute übrigens ist der Führerschein nicht mehr rosa. Die europäischen Länder haben sich auf einen einheitlichen Führerschein geeinigt, und dieser ist klein wie eine Kreditkarte und aus Plastik. Ich werde also bald meinen Führerschein umtauschen gegen diesen schöneren Karten-Führerschein – und dann bin ich auch das alte Foto endlich los…

Autofahrer unter 21 Jahren müssen übrigens nüchtern Auto fahren – sie dürfen nur 0 Promille haben. Bei älteren Fahrern liegt diese Grenze bei 0,5 Promille. Wer gegen diese oder andere Verkehrsregeln verstößt und damit sich und andere in Gefahr bringt, bekommt Punkte in Flensburg – wer zu viele Punkte hat, der verliert seinen Führerschein. Um ihn wiederzubekommen, muss man erneut in die Fahrschule.
Übrigens war der Führerschein in Deutschland ansonsten ewig gültig – man machte ihn mit 18 und konnte fahren, bis man starb. Heute ist das anders: Seit 2013 ist der Führerschein nur noch 15 Jahre gültig. Danach muss man ihn neu beantragen – und ein neues Foto machen lassen. Eine Fahrprüfung gibt es allerdings nicht.

Wie ist das in Eurem Land? Schreibt gerne in die Kommentarfunktion!

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SG #126: Abkürzungen

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Egal wie gut man eine Sprache beherrscht – wer die wichtigsten Abkürzungen nicht kennt, der versteht nichts. Abkürzungen entstehen, wenn vor allem lange Wörter oder Phrasen schneller schreibbar werden sollen. Ich möchte Euch dazu eine schöne Geschicht…

SG #124: Margarete Steiff

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Ich erzähle Euch heute von einer Frau. Sie hieß Margarete Steiff und wurde 1847 geboren. Sie hatte es nicht leicht: Schon als Kind war sie teilweise gelähmt – ihre Bewegungen waren stark eingeschränkt. Das Mädchen war aber fröhlich und hilfsbereit. Margarete betreute die Kinder von Frauen, die arbeiten mussten. Und sie nähte gerne. Obwohl die Eltern dagegen waren, wurde sie Schneiderin. Und der Vater sah schließlich ein, dass seine Tochter begabt war.

 

Also richtete er für sie und ihre Schwester eine Schneiderei ein. Dort bekamen die beiden jungen Frauen immer mehr Arbeit – anfangs nähten sie noch mit der Hand. Aber sie sparten ihre Einnahmen und kauften sich bald als erste in der Gegend eine Nähmaschine. Margarete kaufte ein Filzgeschäft und hatte bald mehrere Angestellte. Sie hatte also Arbeiterinnen, die für sie nähten. Genäht wurde vor allem Kleidung.

Durch Zufall sah Margarete eines Tages in einer Zeitschrift eine Näh-Anleitung, man nennt das Schnittmuster, für einen Elefanten. Also ließ sie Nadelkissen nähen – in Form von Elefanten. In ein Nadelkissen steckt man Nähnadeln, die man gerade nicht braucht – damit man sich nicht verletzen kann. Diese besonderen Nadelkissen verkauften sie auf dem Markt, und sie waren ein voller Erfolg. Also begann Margarete, auch andere Tiere zu nähen – aus Filz. 1892 gab es den ersten Steiff-Katalog, mit Katzen, Hunden und Pferden. Der Umsatz stieg, und schon 1901 wurde nach Amerika exportiert. Ab 1902 gab es im Sortiment auch einen Teddybären.

1904 bekamen die Plüschtiere einen Metallknopf ins Ohr, daran eine kleine gelbe Stoff-Fahne mit dem Namen „Steiff“ darauf. Dieses Markenzeichen haben die Spielsachen noch heute.
Margarete gab ihre Firma an ihre Neffen ab – bis 1907 waren fast eine Million Teddybären genäht worden. 400 Mitarbeiter hatte die Firma, dazu noch 1800 Näherinnen, die von zu Hause aus arbeiteten. Margarete Steiff starb 1909 im Alter von 61 Jahren. Ihre Firma und viele Spielzeuge mit ihrem Namen gibt es noch heute. Und sie sind begehrt und teuer. Es gibt Sammler, die die Steiff-Plüschtiere genau kennen und seltene Exemplare zu hohen Preisen kaufen. Seit 2005 gibt es auch „Die Welt von Steiff“ – ein kleines Museum, in dem man bei der Herstellung der berühmten Tiere zusehen kann. Heute stellt die Firma auch Kinderkleidung her, die sehr beliebt ist.

Das war sie, die Geschichte einer wichtigen deutschen Unternehmerin. Hattet Ihr schonmal etwas von Steiff-Tieren gehört?
Schreibt in die Kommentarfunktion!

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg124kurz.pdf

SG #123: Das Ehrenamt

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Wisst Ihr, was ein Ehrenamt ist? Es ist eine Aufgabe, die Menschen übernehmen, ohne Geld dafür zu bekommen. Ein Mensch engagiert sich dadurch für die Gesellschaft. Ungefähr jeder vierte Deutsche hilft freiwillig mit. Und zu tun gibt es genug.
In klein…