SG #169: Grillen

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Es ist warm. Die Menschen gehen wieder nach draußen. Sie sitzen auf der Terrasse oder auf dem Balkon und genießen die Sonnenstrahlen. Wisst Ihr, was zu jedem warmen Tag in Deutschland gehört? Zwei Dinge: Irgendwo mäht immer jemand den Rasen. Man hört also das Geräusch eines Rasenmähers. Und irgendwo grillt immer jemand. Man riecht also den Geruch von Holzkohle und gegrilltem Fleisch.

Die Deutschen grillen sehr gerne. Vor allem wenn dieses Jahr wieder die Fußball-Weltmeisterschaft ansteht, wird wieder kombiniert: Fußball schauen und Grillen. Die meisten grillen Fleisch, also Steak oder Schnitzel. Vor allem die Kinder mögen lieber Würstchen. Das Fleisch oder die Spieße kann man schon fertig mariniert beim Supermarkt oder beim Metzger kaufen.

Am Liebsten mögen deutsche Grill-Freunde einen Holzkohlegrill. Elektro und Gas haben nur wenige. In vielen Vorgärten sieht man vor allem den Kugelgrill – er sieht aus wie eine Kugel und die obere Hälfte lässt sich öffnen. Zum Fleisch gehören meistens auch Nudelsalat oder normaler Salat, Brot und Soßen. Natürlich legen viele Deutsche auch Gemüse auf den Grill, beispielsweise Maiskolben. Gegrillt wird gerne mit Freunden oder mit der Familie – alleine grillen macht keinen Spaß.

Bleibt noch die Frage, warum das Grillen so viel Spaß macht. Ich denke, weil hier die Zubereitung von Essen ein Event ist. Es steht nicht ein Mann oder eine Frau alleine in der Küche. Es steht jemand am Grill. Die anderen kommen dazu, sprechen mit dem Koch oder der Köchin, es ist gesellig und man nimmt sich Zeit für die Zubereitung. Oft wird auch gefachsimpelt. Das bedeutet, dass jeder sein Wissen zum Thema Grillen erzählt. Jeder weiß besser als der andere, wie man richtig grillt. Beim Grillen kann man einen ganzen Abend essend verbringen – immer wieder holt man sich etwas. Das gehört für viele zum Sommer dazu.

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SG #168: Elternzeit und Elterngeld

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Wer in Deutschland ein Kind bekommt, profitiert vom Mutterschutz. Ist das Kind dann geboren, darf man Elternzeit nehmen. Das bedeutet: Ich darf dann bei meiner Arbeit Pause machen. Pro Kind kann ich 36 Monate Elternzeit beantragen. Das sind drei Jahre. 24 Monate davon, also zwei Jahre, dürfen auch zwischen dem dritten und achten Geburtstag des Kindes sein.

Also nochmal genauer: Ich bekomme ein Kind. Dann bleibe ich zum Beispiel im ersten Lebensjahr des Kindes zu Hause und gehe nicht in die Arbeit. Mein Mann bleibt im zweiten Jahr zu Hause. Und im sechsten Lebensjahr des Kindes bleiben wir beide nochmal ein halbes Jahr zu Hause. Das sind zusammen drei Jahre.

Meinen Job verliere ich dadurch nicht – er wird sozusagen für mich reserviert. Es kann aber sein, dass es nicht genau der gleiche Job ist, sondern ein anderer in der gleichen Firma. Es besteht auch Kündigungsverbot – mein Arbeitgeber kann mir also nicht kündigen, während ich in Elternzeit bin.

Ich kenne viele Männer, die Elternzeit nehmen – aber das ist glaube ich nicht die Regel. Meistens sind es immer noch die Mütter, die bei den Kindern zu Hause bleiben, wenn sie klein sind. Und es ist natürlich auch eine Frage des Geldes. Nicht jeder kann sich leisten, drei Jahre nicht zu arbeiten.

Und schon sind wir beim Thema Elterngeld. Wenn ich arbeite und ein Kind bekomme, kann ich (oder der Partner) in den ersten Monaten nicht arbeiten. In die Krippe gehen Kinder meistens erst mit einem Jahr. Daher gibt es das Elterngeld. Man bekommt es für die ersten 12 Monate nach der Geburt. Wenn der Partner auch Elternzeit nimmt, sind es zwei Monate mehr. Die Höhe berechnet sich nach dem, was man vor der Geburt verdient hat. Man bekommt dann in den meisten Fällen 67 Prozent des Nettoeinkommens. Höchstens bekommt man aber 1800 Euro.
Dieses Modell kommt bei den deutschen Familien gut an: 2014 nahmen 96% der Mütter Elternzeit und fast jeder dritte Vater. Ich hoffe sehr, dass noch mehr Väter diese Chance nutzen, denn so können sie eine sehr enge Bindung zu ihren Kindern aufbauen.

Es gibt übrigens seit 2015 auch eine weitere Möglichkeit, und zwar das ElterngeldPlus. Hier können die Eltern in Teilzeit weiterarbeiten, bekommen dann die Hälfte des Geldes – aber doppelt so lang. Auch eine gute Idee, oder? Schreibt mir gerne, wie das in Eurem Land ist!

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SG Dialog #7: Beim Sport

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Diesen Dialog hat Oliver mit Ellen eingesprochen – die beiden leben bei Augsburg und haben einen eigenen Podcast, das „Morgenradio“. Das ist eine gute Alternative zum Radio am Morgen. Keine hysterisch-gutgelaunte Moderatoren und keine schlechten Nachrichten aus aller Welt, sondern zwei echte Menschen. Unter jeder Sendung finden Premiumhörer übrigens das Skript – gut zum Mitlesen, wenn man die Sprache lernen will! Hier der Text des Dialoges:
Hallo, Dich habe ich ja schon lange nicht mehr gesehen!
Stimmt, ich Dich auch nicht. Was machst Du hier?
Das siehst Du ja, ich jogge.
Seit wann joggst Du denn? Ich dachte, Du magst keinen Sport?
Mag ich auch nicht. Aber mein Arzt hat gesagt, ich soll mehr Sport machen.
Da hat er natürlich recht. Und, macht es Dir Spaß?
Nein, Spaß kann ich nicht behaupten. Aber es ist schon ok. Ich merke, dass es mir gut tut. Und Du, was machst Du so?
Ich finde Sport toll. Ich gehe regelmäßig Laufen. Ich habe mich letztes Jahr sogar für einen Halbmarathon angemeldet und es hat gut geklappt!
Wow. Gratuliere! 
Danke. Das war echt eine Überwindung. Ich musste mich überwinden, immer weiter zu laufen. Aber danach war ich wirklich glücklich.
Ich bin glücklich, wenn ich zwei Runden um den See schaffe.
Vielleicht ist ja Laufen nichts für Dich. Es gibt ja noch andere Sportarten. Ich gehe jeden Mittwoch zum Schwimmen und zwei Mal pro Woche ins Fitnessstudio.
Wo nimmst Du nur die Zeit dafür her?
Ach, das geht schon. Dafür sehe ich so gut wie nie fern.
Also ich versuche eher, mich im Alltag zu bewegen. Ich nehme die Treppe statt den Aufzug und ich fahre mit dem Fahrrad in die Arbeit statt mit dem Auto. 
Das sollte jeder so machen, wie er möchte. Ich freu mich jedenfalls, wenn wir uns hin und wieder hier beim Joggen sehen. Bis bald!
Bis bald!
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SG #167: Playmobil

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Damit die Themen bei Slow German nicht zu ernst werden, geht es heute um Spielzeug! Und zwar um Playmobil. Das sind kleine Figuren aus Plastik, mit denen Kinder spielen können. Sie sind vor allem dafür geeignet, Rollenspiele zu machen. Das heißt, dass die Kinder mit diesen Figuren ganze Geschichten spielen.

Erfunden hat diese Figuren 1974 ein Mann namens Hans Beck. Er arbeitete damals in einer Spielzeugfirma im Norden von Bayern, genauer gesagt in der Nähe von Nürnberg. Beck dachte sich damals Figuren aus, mit denen die Kinder spielen konnten.

Als erstes gab es Bauarbeiter, Indianer und Ritter. Damals waren die Figuren noch sehr schlicht, sie hatten nur eine einzige Farbe und Kinder konnten sie nur wenig bewegen. Die Hände waren zum Beispiel fest mit den Armen verbunden. Heute kann man sie drehen.

Später gab es dann alle möglichen Welten aus Plastik, zum Beispiel den Wilden Westen, die Polizei und die Feuerwehr oder den Zirkus. Und natürlich auch „Kinder“ als Figuren. Man kann den Figuren heute auch Bärte oder Ohrringe anstecken und natürlich Hüte aufsetzen. Eine große Figur ist 7,5 Zentimeter groß und somit perfekt für kleine Kinderhände.
Pro Jahr werden 100 Millionen solcher Figuren hergestellt. Ich habe den Eindruck, dass die Kinder entweder gerne Lego spielen oder Playmobil. Bei Lego können sie mehr gestalten und bauen, bei Playmobil stehen die Rollenspiele im Vordergrund.

Heute arbeiten über 4000 Menschen für die Spielwaren-Firma. Drei Viertel des Umsatzes werden außerhalb von Deutschland erzielt, denn Playmobil gibt es schon längst auf der ganzen Welt.
Erst seit kurzem gibt es von Playmobil auch bekannte Lizenzfiguren, zum Beispiel Doctor Who oder die Ghostbusters oder die Teenage Mutant Ninja Turtles. Und zu besonderen Anlässen gibt es Playmobil-Männchen im Andenken an bekannte Persönlichkeiten. Zum Beispiel gab es Martin Luther als Playmobil-Mann, über eine Million Mal wurde Luther verkauft. Und auch eine Angela Merkel-Figur gab es. Ich werde diesen Sommer auf jeden Fall mal nach Zirndorf fahren, denn dort gibt es den Playmobil-Freizeitpark, das ist also sozusagen unsere bayerische Variante von Disneyland.

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SG #166: Im Garten

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Endlich ist der Frühling da und wir können wieder in den Garten gehen. Es gibt viel zu tun, wenn man einen eigenen Garten hat! Zuerst muss ich die Blätter entfernen, die im Herbst auf den Boden gefallen sind und nun alles bedecken. Ich nehme also einen Rechen und reche die Blätter zusammen. Dann kommen die Blätter in unsere braune Mülltonne, die extra für Bio-Abfall gedacht ist. Alle zwei Wochen wird diese Tonne ausgeleert.

Dann dürfen auch die Pflanzen wieder ausgepackt werden. Da es hier im Süden von Deutschland sehr kalt werden kann, auch diesen Winter war es wieder -15 Grad kalt, habe ich die empfindlichen Pflanzen eingepackt. Das heißt ich habe ihnen spezielle Stoffbeutel übergestülpt, damit sie nicht frieren. Die Rose habe ich mit einem Erdhügel bedeckt. Das kann ich jetzt langsam alles wieder entfernen.

Bald werden die Bäume wieder neue Blätter bilden und die ersten Blumen werden aus dem Boden kommen. Die Rose hat hoffentlich bald wieder neue Knospen und auch die Hecke wird wieder Blätter bekommen und nicht mehr so durchsichtig sein wie jetzt.

Wenn dann alles wieder grün ist, beginnt die Arbeit wieder von vorne. Wir müssen dann alle zwei Wochen den Rasen mähen, damit er nicht zu lang wird. Einen kleinen Teil des Gartens lassen wir absichtlich verwildern, damit dort Insekten leben können. Dort wird nicht gemäht.

Wir müssen dann auch unsere Terrasse wieder putzen und die Gartenmöbel aus dem Keller holen. Dann können wir endlich wieder auf der Terrasse sitzen und im Freien essen. Ich werde auch die Liegestühle wieder aus dem Keller holen, dann kann ich mich draußen in den Garten legen und ein Buch lesen.

Manche Pflanzen freuen sich auch, wenn ich ihnen etwas Dünger gebe. Das ist eine Flüssigkeit mit vielen Nährstoffen.

Meine Topfpflanzen aus dem Haus dürfen über den Sommer auch nach draußen. Manche von ihnen brauchen einen größeren Topf, also werde ich sie umtopfen.
Im Frühjahr pflanze ich auch neue Pflanzen an. Ich habe Samen gekauft und werde zunächst einen schönen großen Topf mit verschiedenen Kräutern bepflanzen, die ich zum Kochen brauche. Thymian, Salbei, Basilikum, Schnittlauch und Petersilie.  Dann werde ich etwas später Sonnenblumen pflanzen, die im Hochsommer sehr schön aussehen werden.  Und vielleicht auch wieder Tomatenpflanzen. Eine Paprikapflanze von letztem Jahr habe ich ins Haus geholt – und sie hat den ganzen Winter über Früchte getragen. Diese Pflanze darf im Sommer natürlich wieder nach draußen und Sonne tanken.

In Deutschland kann es vor allem nachts noch lange im Frühjahr kalt werden. Zu kalt für Pflanzen, die das nicht gewöhnt sind. Es kann sogar noch zu Bodenfrost kommen. Daher stellen wir die Pflanzen erst nach den „Eisheiligen“ nach draußen. Diese Tage finden Mitte Mai statt.

Gerade in Ländern wie Deutschland, wo es fast ein halbes Jahr lang kalt ist, freuen wir uns alle auf den Frühling und die wärmeren Temperaturen. Wir verbringen dann wieder viel Zeit draußen, gehen in den Biergarten, fahren Fahrrad und machen lange Spaziergänge.

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The Family. Absolute Beginner #11

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Welcome to a typical German family! Let’s see what everybody is called. Let’s start with the parents. Parents are called „Eltern“ by the way. Eltern. Father and mother are very similar to the English words, they are „der Vater“ und „die Mutter“. Always learn the article with the words, that makes it so much easier later on!
Then there is the child, „das Kind“. Das Kind. Very important in almost every family are the grandparents. „Die Großeltern“. Die Großeltern. They are „der Großvater“ and „die Großmutter“. Kids often call them „Oma“ and „Opa“. Oma is Grandma, Opa is Grandpa.
Maybe the kid has siblings. Siblings are called „Geschwister“. Die Geschwister. There is the sister, „die Schwester“, and the brother, „der Bruder“. Schwester und Bruder.
On Sunday there will be a visit by an uncle. „Der Onkel“ is coming to visit. He is bringing his wife, „seine Frau“. Die Frau. Or to be more precise: Die Ehefrau – if they are married. He is also bringing his kids, who are the cousins of the kid we are talking about. Der Cousin und die Cousine. There are German words for the cousins, but they are very outdated and we use the French words with French pronunciation. Cousin und Cousine.
Let’s make it a little more complicated. If I have a sister and she is married, then her husband is my „Schwager“. Der Schwager. If I have a brother and he is married, then his wife is my „Schwägerin“. Die Schwägerin.
If I am an aunt myself, eine „Tante“, die Tante, then I have nieces and nephews. They are called Nichten und Neffen. „Die Nichte“ is the niece and „Der Neffe“ is the nephew.

SG #165: Ludwig van Beethoven

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Die Musik von Ludwig van Beethoven kennt Ihr alle. Vor allem wahrscheinlich die berühmte 9. Sinfonie, in der er das Gedicht „An die Freude“ von Schiller vertont hat und das heute die Europahymne ist.

Aber kennt Ihr auch den Lebenslauf dieses großen Komponisten? Geboren wurde er 1770 in Bonn. Sein Vater war Sänger und Musiklehrer. Er merkte, dass sein Sohn Ludwig musikalisch war – und förderte ihn. Ludwig bekam eine gute Musikausbildung. Mit sieben Jahren trat er dann zum ersten Mal auf und spielte Klavier. Als Teenager wurde er fest angestellt als Organist, er spielte auch Cembalo und die Bratsche.

Als Beethoven 14 Jahre alt war sagte ihm sein Musiklehrer voraus, er werde „ein zweiter Mozart“ werden. Ludwig durfte nach Wien reisen, um Kompositionsschüler von Mozart zu werden. Zum Vergleich: Mozart war 14 Jahre älter als Beethoven. Ob die Männer sich jemals wirklich kennengelernt haben, ist unbekannt. Nach einigem Hin und Her blieb Beethoven also in Wien. Seine beiden Brüder zogen ebenfalls dorthin.

Wovon lebte der Musiker in dieser Zeit? Er hatte das Glück, dass viele Menschen sein Talent erkannten. Ein Fürst, der Mozart gekannt hatte, verschaffte ihm eine Wohnung und zahlte ihm ein jährliches Gehalt – so konnte Beethoven unabhängig bleiben und an seiner Musik arbeiten. Als er sich später mit diesem Fürsten stritt und der seine Zahlungen einstellte, sprangen zum Glück andere Adelige ein, die ihm ein Gehalt zahlten und ihn so in Wien hielten.

Er nahm Kompositionsunterricht bei Joseph Haydn, der 38 Jahre älter war. Ludwig van Beethoven schrieb viele Klaviersonaten, die er selbst als Pianist spielte. Er ging auf Tour – nach Prag und Berlin. Er komponierte Quartette und Sinfonien und entwickelte seinen eigenen Stil.

Noch bevor er 30 Jahre alt wurde, zeigte sich eine Krankheit bei ihm: Er verlor langsam sein Gehör. Für einen Musiker natürlich das Schlimmste, was passieren kann. Er dachte an Selbstmord, wurde dann aber so kreativ wie nie zuvor: Er komponierte wie ein Besessener.

1812 traf Beethoven mit seinen damals 42 Jahren den 63-jährigen Johann Wolfgang Goethe. Beethoven war kein einfacher Mensch, es gab oft Streit mit ihm. Künstlerisch aber war er ein Genie. Trotz seiner Taubheit komponierte er weiter. Er starb 1827 als Junggeselle – verheiratet war er nie, und soweit bekannt ist hatte er auch keine Kinder.

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg165kurz.pdf

SG #164: Ostern

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An Ostern feiern die Christen die Auferstehung von Jesus Christus, das wisst Ihr sicherlich. An Ostern ist die Fastenzeit nach 40 Tagen zu Ende. Man darf wieder alles essen, was man möchte. Die Fastenzeit beginnt am Aschermittwoch (nach Fasching) und endet an Ostern.

Aber das Fest hat nicht nur etwas mit der Kirche zu tun, sondern auch mit alten heidnischen Bräuchen, die immer noch existieren. Zum Beispiel der Osterhase – er steht für die Fruchtbarkeit des Frühlings. Aber dazu später mehr. Ostern findet immer am ersten Frühlingsvollmond statt, also irgendwann im März oder April. Der Termin verschiebt sich von Jahr zu Jahr.

An Ostern haben die Kinder zwei Wochen lang Ferien. Sie müssen also nicht in die Schule gehen. Die Erwachsenen haben zwei Tage frei, und zwar am Karfreitag und Ostermontag. Es ist also ein verlängertes Wochenende für alle.

Vor Ostern fangen wir an, Ostereier zu bemalen. Wir blasen sie erst aus, so dass nur noch die leere Hülle bleibt. Dann malen wir die Eier mit bunten Farben schön an. Warum wir das tun? Denkt mal daran, dass es in Deutschland im Winter sehr lange sehr kalt ist. An Ostern beginnt langsam der Frühling. Es blühen die ersten Knospen an den Büschen. Die ersten Krokusse, Tulpen und Narzissen kommen aus dem Boden. Es wird wieder bunter und lebendiger in der Natur. Also holen wir uns blühende Zweige ins Haus. Entweder den gelb blühenden Ginster oder auch die kuscheligen Palmkätzchen. An diese Zweige hängen wir dann die ausgeblasenen und bemalten Ostereier.

Man kann auch Eier hart kochen, also ungefähr zehn Minuten lang kochen, und sie dann färben. So bleiben die Eier lange haltbar und sehen trotzdem schön aus.

Am Karfreitag beginnen die Feierlichkeiten. An diesem Tag trauern die Christen, sie essen an diesem Tag kein Fleisch. In Bayern darf man an diesem Tag auch nicht zu lauter Musik tanzen – es ist ein stiller Feiertag.

Am Ostersonntag feiern viele Familien mit einem Osterbrunch oder einem langen Frühstück. Dann gibt es zu den Eiern auch einen geflochtenen Hefezopf. Natürlich gehen viele Familien an Ostern in die Kirche. Es ist der höchste Feiertag im Christentum.

Für die Kinder gibt es zwei interessante Dinge. Zum einen kommt an Ostern der Osterhase. Er versteckt im Garten oder im Haus Ostereier und Süßigkeiten. Meistens sind diese in einem kleinen Körbchen versteckt, damit sie nicht dreckig oder nass werden. Zum anderen kann man mit den hartgekochten Eiern „Eier ditschen“ spielen. Jeder hat ein Ei in der Hand und dann haut der eine vorsichtig mit seinem Ei auf das Ei des Gegners. Wessen Ei kaputt geht, der hat verloren. Der Gewinner bekommt beide Eier.

Wie alle anderen Feste wird auch Ostern immer kommerzieller. In den Geschäften gibt es schon Wochen vorher Osterhasen aus Schokolade zu kaufen und andere kleine Süßigkeiten. Die Kinder bekommen mittlerweile auch oft an Ostern richtige Geschenke oder einen Schulranzen, wenn sie im Herbst in die Schule kommen.

Man wünscht sich in diesen Tagen übrigens „Frohe Ostern“.

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg164kurz.pdf

SG #163: Bürgerinitiative und Bürgerbegehren

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Ich habe Euch schon vom politischen System in Deutschland erzählt. Also von unseren Parteien, der Bundeskanzlerin und dem Bundespräsidenten. Heute möchte ich Euch von der Bürgerinitiative in Deutschland erzählen.

Was ist eine Bürgerinitiative? Nehmen wir ein Beispiel. Eine Gruppe von Menschen möchte eine bestimmte Sache ändern. Dann kann sie genau für diese Sache eine Bürgerinitiative gründen. Anders als die Parteien, die viele verschiedene Probleme lösen möchten, konzentriert sich diese Bürgerinitiative auf ein einzelnes Problem.

Bürgerinitiativen haben eine lange Geschichte in Deutschland. Schon 1501 schlossen sich die Menschen zusammen, als es um die Bestattung von Pesttoten ging. 1947 wollten die Menschen den Wald schützen. Es gibt also viele verschiedene Gründe, eine Bürgerinitiative zu starten.

Was kann so eine Bürgerinitiative tun? Zunächst einmal kann sie zum Beispiel Demonstrationen organisieren, um mehr Menschen auf ihr Ziel aufmerksam zu machen. Sie kann auch Unterschriften sammeln und eine Petition starten. Zu guter letzt kann es zu einem Bürgerbegehren kommen – aber dazu gleich mehr.

Meistens kümmern sich solche Bürgerinitiativen um Dinge, die mit der Umwelt zu tun haben. Sie wehren sich beispielsweise gegen den Bau einer weiteren Startbahn am Flughafen. Oder sie fordern den Neubau einer Umgehungsstraße, die einen Ort entlasten soll. Es sollen nicht so viele Autos durch den Ort fahren, sondern außen herum. Sie können auch fordern, dass ein neuer Kindergarten gebaut wird oder eine Lärmschutzwand.

Kurz zusammengefasst kann man sagen, dass Bürgerinitiativen basisdemokratisch sind. Die Bürger selbst beschließen, dass sich etwas ändern muss – und packen es dann an. Meist finden die Bürger, dass die etablierten Parteien nicht genug unternehmen, um das Problem zu lösen, und wollen es dann selber in die Hand nehmen.

Nehmen wir an, wir gründen also eine Bürgerinitiative. Wir wollen den Bau einer lauten Straße verhindern. Dann können wir dafür beispielsweise einen Verein gründen, um der Gruppe eine Struktur zu geben. Dann fangen wir an, zu demonstrieren und Unterschriften zu sammeln. Wir brauchen eine bestimmte Zahl an Unterschriften – das ist genau festgelegt. In München sind es beispielsweise 34.000 Unterschriften. Diese Zeit des Sammelns nennt man Bürgerbegehren. Wenn ausreichend Unterschriften gesammelt wurden, gibt es einen Bürgerentscheid. Das bedeutet, dass die Menschen zu einer Wahl eingeladen werden. Sie gehen in ihr Wahllokal – das sind meistens Schulen – und müssen dann ein Kreuz machen, entweder bei „Ja“ oder bei „Nein“. Wenn genügend Menschen sich an dieser Wahl beteiligen, dann gilt dieser Bürgerentscheid.

Hier in München gab es im letzten Herbst einen Bürgerentscheid. Damals sollten wir Bürger darüber entscheiden, ob ein Steinkohlekraftwerk in München abgeschaltet werden soll. Die Bürger stimmten mit „Ja“.

Das heißt aber noch lange nicht, dass die Entscheidung sofort umgesetzt wird. Zum Beispiel haben sich die Münchner 2012 auch gegen eine dritte Startbahn am Flughafen ausgesprochen – ob sie nun aber gebaut wird oder nicht ist weiterhin unklar. Die Stimme der Bürger ist so gültig und wertvoll wie zum Beispiel ein Beschluss des Stadtrats.

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SG #162: Deutsche Philosophen

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Keine Angst, auch wenn es heute um Philosophie geht verspreche ich Euch: Es wird nicht zu kompliziert! Ich werde wie immer versuchen, diese Episode so einfach verständlich wie möglich zu machen. Ich möchte Euch die großen deutschen Philosophen vorstellen – oder zumindest einige von ihnen.

Fangen wir an in der Zeit der Aufklärung, das war im 17. und 18. Jahrhundert. Da gab es einen Mann namens Immanuel Kant. Er sagte: Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen. Das bedeutet also: Denke selbst! Kant stellt vier große Fragen: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Und die wahrscheinlich wichtigste: Was ist der Mensch? Vielleicht habt Ihr auch schon von Kants kategorischem Imperativ gehört. Das klingt kompliziert, ist es aber nicht. Denn es gibt ein Sprichwort, das eigentlich das gleiche sagt: „Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem anderen zu.“ Versetze Dich also in die Lage des anderen Menschen und tue nur, was für ihn auch gut wäre. Du möchtest nicht geschlagen werden? Dann schlage auch selber niemanden. Ganz einfach.

Gehen wir weiter zum Idealismus und zu Hegel und Marx. Sie leben in der Zeit der Industrialisierung. Das Leben der Menschen verändert sich. Es ist nicht mehr wichtig, was sie arbeiten, sondern wieviel sie arbeiten. Am Ende ihres Arbeitstages sehen sie nicht das Ergebnis ihrer Arbeit, wie ein Schreiner seinen Tisch sieht. Die Arbeiter werden austauschbar.

Also haben sich die beiden Philosophen Hegel und Marx die Geschichte angesehen und versucht, daraus zu lernen. Das Muster, das sie erkannten, war: die Menschen haben sich immer in zwei Lager gespalten, in die Unterdrückten und die Unterdrücker. Zum Beispiel in Sklaven und Sklavenhalter. Oder noch einfacher: Gewinner und Verlierer. So hat sich die Gesellschaft immer weiter entwickelt. Das bedeutet aber auch: Die Schere zwischen armen Menschen und reichen Menschen geht immer weiter auseinander. Die Reichen werden immer reicher, die Armen immer ärmer. Marx und Hegel wünschten sich den Kommunismus, eine klassenlose Gesellschaft, die für alle Menschen optimal ist.

Wir bleiben im 19. Jahrhundert und gehen in den Bereich Lebensphilosophie. Jetzt sind wir bei den Namen Schopenhauer und Nietzsche angekommen. Fangen wir mit Schopenhauer an. Ihn haben auch Weisheiten aus Indien und aus dem Buddhismus beeinflusst. Für Schopenhauer ist Leben auch Leiden. Durch dieses Leiden bekommt der Mensch Mitleid gegenüber anderen Menschen und auch Tieren. Wer aus diesem Leiden flüchten möchte, der hat nur eine Chance: Die Kunst und die Musik. Er sagt auch: Die Welt ist meine Vorstellung.

Und Nietzsche? Der sagt: Tatsachen gibt es nicht, nur Interpretationen. Also ist auch bei ihm alles subjektiv. Aber es geht weiter: Für Nietzsche gibt es keinen Gott, keine Erkenntnis, keine Moral, keine Werte und keinen Sinn des Lebens. Alles wiederholt sich unendlich. Nichts ist neu. Ihr kennt sicher seinen Spruch: Gott ist tot. Für den Menschen gibt es also keinen Sinn zu leben. Aber wenn es den Menschen nicht mehr gibt, gibt es vielleicht den Übermensch – und der ist dann der große Sinn der Erde.

Im 20. Jahrhundert waren da noch Freud, Heidegger, Wittgenstein und all die anderen – aber das führt jetzt zu weit.

Wisst Ihr, was mir gerade auffällt? Von Philosophen spricht man meistens ohne Vornamen! Das waren natürlich längst nicht alle deutschen Philosophen, aber es war ein Anfang. Wer ist aktuell der bekannteste deutsche Philosoph, der noch lebt? Da würde ich sagen, es ist Richard David Precht. Ein Video von ihm stelle ich Euch auf slowgerman.com

Richard David Precht: Vergesst das Wissen!
https://www.youtube.com/watch?v=Gewb3-DUlJs

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg162kurz.pdf