Im baden-württembergischen Buchen im Odenwald und oberfränkischen Oberkotzau läuft seit September ein Testmodell, mit dem die Deutsche Post neue Wege gehen will – sie wird demnächst nämlich auch Lebensmittel ausliefern. Das Projekt „Meine Landpost“ soll bis Ende November laufen. Dann wird sich herausstellen, ob die Bevölkerung die Idee so gut aufnimmt, dass aus dem Pilotprojekt eine dauerhafte Einrichtung werden kann.

Deutsche Post testet meine Landpost mit Elektroautos

Die Deutsche Post testet „Meine Landpost“ mit Elektroautos| © Deutsche Post

Auf dem Land gibt es nur wenige Geschäfte, oft müssen die Menschen zum Einkaufen in die nächste größere Stadt fahren. Gerade Alte oder Kranke und Personen ohne Führerschein tun sich damit aber schwer. Und in dieser Versorgungsnische hat die Deutsche Post ein Geschäftsmodell entdeckt.

Der Plan: Ein Mitarbeiter der Deutschen Post soll mit einem Elektroauto die Kunden nach wie vor mit der Post beliefern. Zusätzlich wird er jedoch auch Briefmarken verkaufen, Pakete mitnehmen oder Bargeld auszahlen. Soweit hört es sich noch nach normalen Dienstleistungen an, die zur Postbranche gehören.

Doch der Clou ist: Dieser Mitarbeiter wird ab sofort auch Lebensmittel und andere Dinge des täglichen Bedarfs direkt bis zur Haustür liefern. Das Angebot entspricht dabei einem Tante-Emma-Laden – nur eben auf Rädern.

Für die Post ist noch unklar, wie gut die Bevölkerung auf diese Art der Versorgung anspricht. Die Gemeinden sind jedoch begeistert. Gerade in Orten, in denen überwiegend Senioren leben, ist diese Art der Belieferung eine große Hilfe. So positiv äußern sich auch Landrat Dr. Achim Brötel und Günter Ellwanger aus dem Rathaus Buchen. Ob das Projekt „Meine Landpost“ zur Dauereinrichtung werden kann, muss sich jedoch erst noch herausstellen. Landrat Brötel rührt daher die Werbetrommel, um die Leute dazu zu bringen, das Angebot auszuprobieren.

Erst nach Abschluss der Testphase wird die Post festlegen, ob sich ein dauerhaftes Geschäftsmodell aus dem Konzept entwickeln lässt – so der Postsprecher Gerold Beck. Logistische Probleme gibt es bei einem dauerhaften Geschäft keine. Denn dank der vorhandenen flächendeckenden Logistik und der Fahrzeugflotte ist die Post gut ausgerüstet. Zudem verkaufen die Postzusteller auch jetzt schon in den ländlichen Gegenden Briefmarken und nehmen Päckchen mit.

Wie muss man sich das Projekt konkret vorstellen?

Hier kommt modernste Technik zum Einsatz. Im Elektro-Lieferfahrzeug gibt es rund 100 verschiedene Produkte zu kaufen. Darunter auch frische Lebensmittel wie Obst und Gemüse, aber auch gekühlte Produkte wie Wurst, Käse und Milch. Selbstverständlich sind darunter auch Koch- und Backzutaten sowie Produkte aus dem Drogeriebereich und andere Haushaltsartikel.

Eine Bargeldauszahlung ist ab einem Einkaufsbetrag von 20 Euro möglich. Dann kann der Kunde sich bis zu 200 Euro (pro Tag) auszahlen lassen.

Verschiedene Dienstleistungen rund um das eigentliche Kerngeschäft sind obligatorisch: Der Zusteller nimmt frankierte Briefe und Pakete sowie Päckchen mit und verkauft den Kunden Brief- und Paketmarken oder Umschläge. Darüber hinaus können sogar Zusatzleistungen wie der Versand von Einschreiben in Anspruch genommen werden.

Wie funktioniert der Bestellvorgang und wann wird geliefert?

Die Kunden können das Service-Mobil auf verschiedene Arten kontaktieren: zum einen über die kostenfreie Telefonnummer 0800/8762876, zum anderen über den Post-Messenger „SIMSme“. Aber es gibt auch einen sogenannten Post-Buzzer, der bei den Mitarbeitern kostenlos erhältlich ist. Bestellt werden kann regulär auch im Online-Shop „AllyouneedFresh“.

Bestellt werden kann von Montag bis Samstag von 8 bis 20 Uhr. Es gibt weder einen Mindestbestellwert noch zusätzliche Lieferkosten. Und die Preise der Produkte sind handelsübliche Supermarktpreise.

Meist kommen die Waren noch am Bestelltag oder sogar an einem gewünschten Wochentag beim Kunden an. Bei der Bestellung kann neben Name und Anschrift auch das Wunschlieferdatum angegeben werden.

Wer etwas benötigt, was im Lieferwagen nicht vorrätig ist, kann direkt beim Service-Mitarbeiter die gewünschten Produkte bestellen. Diese Möglichkeit steht auch allen Kunden offen, die Probleme mit der modernen Technik oder der Online-Bestellung haben.

Wie kam die Post auf die Idee und wie sind die Aussichten?

Die Deutsche Post ist verpflichtet, in Gemeinden und Ortsteilen mit mehr als 2.000 Einwohnern eine Filiale zu betreiben. Dabei kann sie meist auf vorhandene Kioske, Schreibwarenläden oder auch Lebensmittelmärkte zugreifen, die als Kooperationspartner dienen. Hier erledigen die Einwohner ohnehin ihre Besorgungen und empfinden es als praktisch, gleich auch ihre Post aufgeben zu können.

Das Problem dabei ist, dass solche Geschäfte in kleinen Gemeinen oder Ortsteilen für die Inhaber selbst nicht rentabel sind, daher findet die Post auch keine solchen Partner mehr für ihre Filialen. Mit der Kombination Post und Lebensmittel schlägt sie daher gleich zwei Fliegen mit einer Klappe.

Gerade am Beispiel von Buchen, wo auch der Testlauf stattfindet, erklärt Güter Ellwanger, Fachbereichsleiter des Rathauses, dass man zwar in der Kernstadt noch alles bekommt, aber bereits in den zwei größeren Stadtteilen die Versorgung schon reduziert ist. In den restlichen Stadtteilen gibt es gar keine Läden mehr. In der Gesamtstadt leben 18.000 Einwohner, im kleinsten Ortsteil nur 85 – also deutlich zu wenig für ein eigenständiges Lebensmittelgeschäft oder gar eine eigene Postfiliale.

Der Handelsverband Deutschland bestätigt ebenfalls, dass sich der Einzelhandel in vielen Regionen nicht mehr rentiert. Lediglich Lebensmittel werden noch zu 99 Prozent stationär verkauft, laut Sprecher Kai Falk. Daher gibt es für solche mobilen oder Online-Angebot, wie es die Post in ihrem Testmodell anbietet, viel Potenzial.

Es ist also zu erwarten, dass die Bevölkerung den Service gerne in Anspruch nimmt und die Post sich nach Ablauf der Testphase im November mit der weiteren Planung und dem Ausbau des Modells und des Online-Supermarktes „Allyouneed Fresh“ beschäftigen kann.

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