SG #161: Die Weimarer Republik

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Es wird Zeit für eine wichtige Geschichts-Episode. Und zwar geht es um die Weimarer Republik. Das ist die Zeit in Deutschland zwischen 1919 und 1933. Also vor der Nazi-Zeit. Diese Jahre waren besonders wichtig für Deutschland. In der Weimarer Republik gab es zum ersten Mal eine parlamentarische Demokratie hier. Vorher gab es das Kaiserreich, also eine parlamentarische Monarchie wie heute in Großbritannien oder den Niederlanden.

Das war die kurze Zusammenfassung – jetzt erkläre ich Euch das ein wenig genauer. Machen wir eine Zeitreise ins Jahr 1918, also genau 100 Jahre in die Vergangenheit. Der Erste Weltkrieg ist gerade vorbei. Den Menschen geht es schlecht. Ihr Geld ist nichts mehr wert. Deutschland hat den Krieg verloren und muss viel an die Gewinner abgeben – das ist im Vertrag von Versailles festgehalten worden. Viele Menschen sind arbeitslos. Der deutsche Kaiser Wilhelm II. ist abgesetzt worden. Aber wie soll es weitergehen?

1919 gab es freie Wahlen in Deutschland. Zum ersten Mal durften auch die Frauen wählen. 83% der Deutschen gingen zur Wahl. Sie wählten eine Nationalversammlung. In der Nationalversammlung saßen die Menschen, die dann über die Zukunft Deutschlands entscheiden sollten.

Die Nationalversammlung traf sich in der Stadt Weimar. Das ist die Stadt, die heute vor allem durch Schiller und Goethe bekannt ist. Sie entschied, dass Deutschland zu einer parlamentarischen Demokratie werden sollte. Erster Reichspräsident wurde Friedrich Ebert, ein Sozialdemokrat. Seine Partei, die SPD, hatte 37,9% der Stimmen bekommen und war damit die stärkste Partei im Reichstag. Ab August 1919 hatte die Weimarer Republik dann ihre eigene Verfassung. Darin festgeschrieben waren zum Beispiel die Gewaltenteilung und die Grundrechte.

Das klingt wie ein guter Anfang – aber es war schwieriger als gedacht. Mit ein Grund dafür war sicher, dass es 1929 eine Weltwirtschaftskrise gab. Diese stürzte die Menschen in noch mehr Leid. Dazu kam die so genannte Dolchstoßlegende. Das war eine Propaganda-Lüge. Sie sagte: die neue Regierung war schuld am verlorenen Krieg! Der Hass auf die noch junge Demokratie wuchs.

Es gab Menschen, die wieder die alte Kaiserzeit zurückwollten. Es gab radikale Linke, die lieber eine Räterepublik wollten. Das ist ein politisches System, bei dem die Herrschaft über direkt vom Volk gewählte Räte ausgeübt wird. Das Vorbild dafür war die damalige Sowjetunion. Es gab aber auch radikale Rechte, die eine Diktatur wollten. Welche dieser Gruppen schließlich gewonnen hat, wisst Ihr leider alle: Die Nationalsozialisten. Sie wurden immer stärker. 1933 übernahmen sie die Macht. Adolf Hitler wurde Reichskanzler. Das war das Ende der Weimarer Republik.

Lebendiges Museum online:
http://www.dhm.de/lemo/kapitel/weimarer-republik

So sah Deutschland während der Weimarer Republik aus:
http://www.webring.org/l/rd?ring=geschichte;id=61;url=http%3A%2F%2Fwww.gonschior.de%2Fweimar%2F

MrWissen2go:
https://www.youtube.com/watch?v=7WXxDy31Ygk

Planet Wissen mit einer extrem gut gemachten Übersicht über die Zeit zwischen 1918 und 1933:
https://www.youtube.com/watch?v=WGS7JpDiDew

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg161kurz.pdf

SG #150: Schiller und Goethe

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Zur 150. Episode von Slow German wird es Zeit, über die zwei größten Dichter Deutschlands zu sprechen: Schiller und Goethe.

Man kann sich die beiden so vorstellen: Goethe war der bereits damals berühmte und verehrte alte Mann, und Schiller war sein Fan. Schauen wir uns die beiden etwas genauer an.

Johann Wolfgang von Goethe wurde 1749 in Frankfurt am Main geboren. Er wuchs in einer angesehenen Familie auf, sein Vater war Jurist. Also studierte Johann ebenfalls Jura und arbeitete als Anwalt. Das hielt ihn aber nicht davon ab, zu schreiben. Sein Drama „Götz von Berlichingen“ machte ihn bekannt. Mit 26 Jahren wurde er nach Weimar eingeladen und blieb dort. Er arbeitete viel und hatte wenig Zeit für anderes. Mit 33 Jahren war er nach dem Herzog der mächtigste Mann in Weimar. Zehn Jahre lang hatte er nichts mehr veröffentlicht.

Und dann hatte er die Idee: Er reiste nach Italien. Und zwar nicht so, wie wir heute mal für zwei oder drei Wochen in den Urlaub fahren. Er blieb zwei Jahre lang dort. Die Reise bezeichnete er später als Wiedergeburt. Er schrieb, schrieb und schrieb. Heute nennt man ihn den wichtigsten Autor der „Sturm und Drang“-Strömung.

Zu seinen wichtigsten Büchern gehört „Die Leiden des jungen Werther“. Dieses Buch machte ihn in Europa berühmt, Napoleon soll es sieben Mal gelesen haben. Aber es gab nicht nur Ruhm und Ehre: Das Buch löste eine Selbstmordwelle unter jungen Männern aus und wurde daher sehr kritisch betrachtet.

Johann Christoph Friedrich von Schiller, bekannt als Friedrich Schiller, war zehn Jahre jünger als Goethe. Er wurde in Württemberg geboren, sein Vater war Militärarzt. Auch Schiller wurde Arzt wie sein Vater. Und wie Goethe schrieb er auch gerne und viel neben seinem normalen Beruf. 1782, mit Anfang 20, veröffentlichte er sein erstes Theaterstück: „Die Räuber“. Es wurde sofort erfolgreich.

1787 reiste Schiller nach Weimar. Goethe war gerade aus Italien zurückgekehrt, und sie trafen sich. Schiller mochte den älteren Goethe – aber der war nicht gerade begeistert. Die Männer waren Konkurrenten. Sechs Jahre später trafen sie sich wieder und daraus entstand eine Brieffreundschaft. Die Briefe sind heute noch erhalten und es macht Freude, sie zu lesen. Die Männer halfen sich gegenseitig bei ihrer Arbeit – und wurden dadurch noch größer und noch besser. Diese Zeit nennt man die Weimarer Klassik.

Schiller starb 1805 an einer Lungenentzündung. Er wurde nur 45 Jahre alt. Goethes größtes Werk ist die Tragödie „Faust“, die er drei Jahre nach Schillers Tod veröffentlichte. Der Schriftsteller war zu diesem Zeitpunkt fast 60 Jahre alt. Er lebte bis 1832.

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg150kurz.pdf