SG #179: Die Berlinale, das deutsche Filmfestival

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Die Berlinale findet gerade statt, und darüber muss ich Euch etwas erzählen! Eigentlich ist der ganze Name des Festivals „Internationale Filmfestspiele Berlin“. Und es ist neben den Filmfestivals in Cannes und Venedig eines der wichtigsten auf der ganzen Welt. Dieses Jahr findet die 69. Berlinale statt.

In zehn Tagen laufen auf der Berlinale mehr als 400 Filme. Sie laufen in verschiedenen Schwerpunkt-Programmen. Es gibt also eine spezielle Sektion für Kinderfilme, kurze Filme oder für deutsches Kino und so weiter.

Die Berlinale ist ein wichtiger Wettbewerb für Filme. An diesem Wettbewerb dürfen nur Filme teilnehmen, die im Jahr vor der Berlinale produziert wurden und noch nicht im Ausland gezeigt wurden. Ungefähr 20 Filme nehmen an diesem Wettbewerb teil. Eine internationale Jury entscheidet darüber, wer am Ende den Goldenen Bären und den Silbernen Bären erhält. Insgesamt werden acht Preise verliehen, nicht nur für die Filme an sich, sondern zum Beispiel auch für die Darsteller und das Drehbuch.

Das Festival wird von 3700 Journalisten besucht, dazu kommen noch Fachbesucher und rund 300.000  Kinobesucher. Und natürlich viele Stars: Schauspieler und Regisseure kommen nach Berlin, um Werbung für ihre aktuellen Filme zu machen. Sie beantworten bei Pressekonferenzen die Fragen der Journalisten. Diese Pressekonferenzen können auch im Internet angesehen werden. Ein roter Teppich wird ausgerollt und bei eisigen Temperaturen lassen sich die Stars fotografieren und feiern.

1951 gab es die erste Berlinale. Also wenige Jahre nach Kriegsende. Damals noch im Sommer. Erst seit 1978 findet sie im Februar statt und die Stars müssen frieren. Aber drinnen im Kino ist es ja zum Glück warm. Nochmal zurück zum Anfang: Damals stand Berlin unter der Militärregierung der Vereinigten Staaten, weil es die ersten Jahre nach dem verlorenen Weltkrieg waren. Es gab einen amerikanischen Film Officer, der die Berliner Filmindustrie überwachte und auch dafür sorgte, dass es Geld für neue Projekte gab. Zum Beispiel für die neuen Filmfestspiele.

Die erste Berlinale fand am 6. Juni 1951 statt. Zu sehen gab es als ersten Film „Rebecca“ von Alfred Hitchcock. Auch damals wurde schon der Goldene Bär verliehen – der Bär ist das Wahrzeichen der Stadt Berlin. Allerdings entschied in den ersten Jahren nicht eine Expertenjury, sondern das Publikum, wer den Bären erhalten sollte.

Und dann kamen die Stars nach Berlin: Gary Cooper, Sophia Loren, Henry Fonda, Errol Flynn und Cary Grant. Die Berlinale wurde zum Glamour-Festival. Einige Jahre später wurde es dann durch den Vietnamkrieg wieder politischer.

Hauptkino ist seit dem Jahr 2000 das Theater am Potsdamer Platz. Hier können 1800 Menschen sitzen und sich Filme ansehen. Von 2001 bis 2019 wurde das Festival von Dieter Kosslick geleitet. Dieses Jahr findet seine letzte Berlinale statt. Jury-Präsidentin ist in diesem Jahr die französische Schauspielerin Juliette Binoche.

Fotos: Ali Ghandtschi @ Berlinale 2008 / Berlinale

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SG #178: Der Tatortreiniger

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Es wird Zeit, dass ich Euch mal wieder etwas aus dem deutschen Fernsehen empfehle. Diesmal ist es eine Fernsehserie. Sie heißt „Der Tatortreiniger“. Darin geht es um einen Mann, der Schotty heißt. Also eigentlich heißt er Heiko Schotte, aber alle nennen ihn nur Schotty. Schotty wird immer dann gerufen, wenn ein Verbrechen passiert ist und die Polizei ihre Arbeit bereits erledigt hat. Am Tatort ist dann zum Beispiel Blut auf dem Teppich – und Schotty muss alles wieder saubermachen. Dabei trifft er oft Angehörige der Toten und redet mit diesen.

Es geht also nicht so sehr um das Putzen selbst, sondern um die Gespräche, die Schotty mit den Angehörigen oder Bekannten der Toten führt. Das ist dann wie ein Theaterstück – mit wunderbaren Dialogen und oft sehr schrulligen Charakteren. Schrullig bedeutet, dass die dargestellten Menschen sehr eigen sind, also anders als normale Menschen. Sie sind exzentrisch oder haben besondere Angewohnheiten, die nicht sehr häufig sind.

Ob Ihr es glaubt oder nicht, die Fernsehserie „Der Tatortreiniger“ ist kein Krimi, sondern eine Komödie. Sie ist sehr skurril. Ende 2011 lief die erste Folge der Serie im NDR Fernsehen, das ist ein öffentlich-rechtlicher Sender im Norden Deutschlands. Mittlerweile gibt es 27 Episoden und ich hoffe sehr, dass es noch mehr werden.

Gespielt wird Schotty von dem deutschen Schauspieler Bjarne Mädel. Er trägt in der Serie einen Schnauzbart und einen Pferdeschwanz. Am Tatort zieht er einen weißen Schutzanzug an und oft auch eine Atemmaske. Meistens kommen pro Folge nur zwei Schauspieler vor. Oft spielen hier sehr bekannte deutsche Schauspieler mit. Geschrieben werden alle Folgen von Mizzi Meyer. Das ist das Pseudonym einer Frau, die eigentlich Ingrid Lausund heißt.

Es gibt übrigens einen kleinen Gag in der Serie: Der Klingelton von Schotty ist die Titelmelodie des „Tatort“. Das ist eine deutsche Krimiserie, über die ich Euch schon etwas erzählt habe.
Foto: NDR/Thorsten Jander

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SG #165: Ludwig van Beethoven

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Die Musik von Ludwig van Beethoven kennt Ihr alle. Vor allem wahrscheinlich die berühmte 9. Sinfonie, in der er das Gedicht „An die Freude“ von Schiller vertont hat und das heute die Europahymne ist.

Aber kennt Ihr auch den Lebenslauf dieses großen Komponisten? Geboren wurde er 1770 in Bonn. Sein Vater war Sänger und Musiklehrer. Er merkte, dass sein Sohn Ludwig musikalisch war – und förderte ihn. Ludwig bekam eine gute Musikausbildung. Mit sieben Jahren trat er dann zum ersten Mal auf und spielte Klavier. Als Teenager wurde er fest angestellt als Organist, er spielte auch Cembalo und die Bratsche.

Als Beethoven 14 Jahre alt war sagte ihm sein Musiklehrer voraus, er werde „ein zweiter Mozart“ werden. Ludwig durfte nach Wien reisen, um Kompositionsschüler von Mozart zu werden. Zum Vergleich: Mozart war 14 Jahre älter als Beethoven. Ob die Männer sich jemals wirklich kennengelernt haben, ist unbekannt. Nach einigem Hin und Her blieb Beethoven also in Wien. Seine beiden Brüder zogen ebenfalls dorthin.

Wovon lebte der Musiker in dieser Zeit? Er hatte das Glück, dass viele Menschen sein Talent erkannten. Ein Fürst, der Mozart gekannt hatte, verschaffte ihm eine Wohnung und zahlte ihm ein jährliches Gehalt – so konnte Beethoven unabhängig bleiben und an seiner Musik arbeiten. Als er sich später mit diesem Fürsten stritt und der seine Zahlungen einstellte, sprangen zum Glück andere Adelige ein, die ihm ein Gehalt zahlten und ihn so in Wien hielten.

Er nahm Kompositionsunterricht bei Joseph Haydn, der 38 Jahre älter war. Ludwig van Beethoven schrieb viele Klaviersonaten, die er selbst als Pianist spielte. Er ging auf Tour – nach Prag und Berlin. Er komponierte Quartette und Sinfonien und entwickelte seinen eigenen Stil.

Noch bevor er 30 Jahre alt wurde, zeigte sich eine Krankheit bei ihm: Er verlor langsam sein Gehör. Für einen Musiker natürlich das Schlimmste, was passieren kann. Er dachte an Selbstmord, wurde dann aber so kreativ wie nie zuvor: Er komponierte wie ein Besessener.

1812 traf Beethoven mit seinen damals 42 Jahren den 63-jährigen Johann Wolfgang Goethe. Beethoven war kein einfacher Mensch, es gab oft Streit mit ihm. Künstlerisch aber war er ein Genie. Trotz seiner Taubheit komponierte er weiter. Er starb 1827 als Junggeselle – verheiratet war er nie, und soweit bekannt ist hatte er auch keine Kinder.

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SG #159: Max und Moritz

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Es gibt ein altes Kinderbuch, das heißt „Max und Moritz“. Wilhelm Busch hat es 1865 veröffentlicht. Bis heute ist es eines der meistverkauften Kinderbücher. Es wurde in 300 Sprachen und Dialekte übersetzt.

Der Autor Wilhelm Busch wurde 1832 geboren. Er war ein Pionier des Comics, das heißt er verknüpfte lustige Texte mit Bildern. Er mochte die Satire und machte sich gerne über die Gesellschaft lustig. Noch heute benutzen wir viele deutsche Redewendungen, die er sich vor langer Zeit ausgedacht hat. Zum Beispiel: „Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr.“

Interessanterweise war Busch kein fröhlicher, immer lachender Mensch, wie man es bei der Lektüre seiner Werke denken könnte. Im Gegenteil. Er war ernst und verschlossen. Viel lieber wäre er ein ernsthafter Künstler geworden – den größten Erfolg aber hatte er mit seinen lustigen Bildergeschichten.

Die Geschichten von Max und Moritz sind allesamt in Reimform. So fängt die Geschichte an:

Ach, was muß man oft von bösen
Kindern hören oder lesen!
Wie zum Beispiel hier von diesen,
welche Max und Moritz hießen;

Die beiden Jungs werden als Lausbuben bezeichnet. Das ist ein eher alter Begriff für Jungs, die viel Unsinn machen. Sie spielen zum Beispiel anderen Menschen Streiche. Das bedeutet, dass sie sich Dinge ausdenken, um die anderen Menschen zu ärgern oder ihnen sogar zu schaden.

Harmlos sind diese Geschichten keineswegs: Ständig wird jemand verletzt oder es sterben Tiere. Und am Ende der Geschichten sterben sogar Max und Moritz selber: Sie werden für ihre bösen Streiche bestraft und der Müller zerschrotet sie in seiner Mühle – er bringt sie also um.

So würde man heute wahrscheinlich keine Kinderbücher mehr schreiben, oder? Aber ihr kennt das ja sicher auch von den alten Märchen – sie waren grausam und hatten immer eine Erziehungsbotschaft. Interessant ist, dass es bei Max und Moritz nicht um den klassischen Kampf von Gut gegen Böse geht. Die Jungen selber sind eher böse, die vorkommenden Erwachsenen aber eigentlich auch.

Besonders gut verkaufte sich das Kinderbuch zu Beginn nicht. Langsam sprach es sich aber herum – und als Wilhelm Busch 1908 starb, gab es bereits 56 Auflagen von „Max und Moritz“. 1887 war es sogar ins Japanische übersetzt worden. Viele Links zu „Max und Moritz“ findet Ihr auf www.slowgerman.com.

Hier könnt Ihr das Originalbuch durchblättern:
http://www.deutschestextarchiv.de/book/view/busch_max_1865?p=7

Hier gibt es eine Fernsehsendung zum Kinderbuch „Max und Moritz“ mit vielen prominenten Deutschen:
http://www.ardmediathek.de/tv/LIDO/Max-und-Moritz-Die-unglaubliche-Geschi/BR-Fernsehen/Video?bcastId=14912680&documentId=33739606

Hier könnt Ihr das Buch in verschiedenen Formaten herunterladen:
http://www.gutenberg.org/ebooks/17161

Hier wird Euch das Kinderbuch vorgelesen:
http://www.gutenberg.org/files/21149/mp3/21149-01.mp3

Hier gibt es Max und Moritz auf Deutsch und Englisch – mit Quizfragen:
https://germanstories.vcu.edu/mm/mmmenu.html

Die Originalgeschichte als Video:
https://www.youtube.com/watch?v=8KRL3jgZ96Q

Ein Max und Moritz-Spielfilm von 1956:
https://www.youtube.com/watch?v=dOe_fLciHNc

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg159kurz.pdf

SG #155: Das Nibelungenlied

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Es gibt eine alte Geschichte, die Ihr kennen solltet. Es ist das Nibelungenlied. Das ist eine alte Heldengeschichte, eine Sage. Man nennt diese Geschichte auch das Nationalepos der Deutschen. Aufgeschrieben wurde das Nibelungenlied ungefähr um das Jahr 1200 herum – aber die Geschichte selbst ist sicher noch viel älter.

Fangen wir mit dem Wort Nibelungenlied an. Ein Lied ist in unserer Zeit gesungen, also Musik mit Gesang. Damals aber war es eher eine Erzählung, eine Geschichte. Man konnte sie auch singen, das musste aber nicht sein.

Vier Zeilen, die sich aufeinander reimen, ergeben eine Strophe des Nibelungenliedes. Und es gibt 2400 Strophen. Das ist also ein ganz schön langes Lied, oder?

So geht es los:

Uns wird in alten Erzählungen viel Wunderbares berichtet,
von rühmenswerten Helden, großer Kampfesmühe,
von Freuden und Festen, von Weinen und Klagen;
von den Kämpfen kühner Helden könnt ihr nun Wunderbares erzählt hören.

Jetzt werdet Ihr sagen: Moment Mal, das reimt sich doch nicht? Nein. Denn das ist nicht das Original, sondern eine Übersetzung. Denn damals sprach man noch nicht so Deutsch wie heute. In Mittelhochdeutsch hat es sich gereimt.

Und was sind „Nibelungen“? Nun, in der Sage gab es einen König Nibelung. Der starb – und Siegfried tötete seine Söhne. Da war er also schon – Siegfried. Um ihn geht es im Nibelungenlied. Ich erzähle Euch die Geschichte – natürlich stark gekürzt.

Da gab es also diesen Siegfried. Er erlebte viele Abenteuer, zum Beispiel kämpfte er mit einem Drachen. Er tötete den Drachen und badete in seinem Blut. Davon wurde seine Haut fester, fast wie Horn. Er wurde also unverwundbar, Schwerter oder andere Waffen können ihn nicht besiegen. Nur an einer kleinen Stelle am Rücken hatte das Blut seine Haut nicht verwandelt – dort ist er weiterhin verwundbar.

Der Held Siegfried also will eine Frau. Nicht irgendeine Frau, sondern Kriemhild, eine Prinzessin. Die verliebt sich auch tatsächlich in ihn. Doch dann kommt eine Kriegserklärung, die das Reich der Prinzessin und ihrer Familie bedroht. Siegfried will helfen und zieht gemeinsam mit dem Bruder der Prinzessin in den Kampf. Sie gewinnen. Natürlich.

Jetzt ist der Bruder dran. Er heißt Gunther. Und er sucht auch eine Frau. Er möchte unbedingt die schöne Brünhild haben. Da ist er nicht der einzige: Viele Männer buhlen, also werben um Brünhild. Sie ist stark und mutig. Sie möchte nur den Mann haben, der sie im Kampf besiegt. Das versuchen viele Männer – sie schaffen es nicht und werden getötet. Also macht Gunther einen Deal mit Siegfried. Siegfried soll ihm helfen, Brünhild zu besiegen. Dafür darf Siegfried dann seine Schwester Kriemhild heiraten.

Der Plan funktioniert und es gibt eine Doppelhochzeit. In der Hochzeitsnacht jedoch wehrt sich Brünhild – wieder muss Siegfried helfen. Beide Male denkt Brünhild, ihr Mann hat sie „besiegt“. Siegfried war nämlich unsichtbar. Danach ist für einige Jahre alles ruhig.

Doch dann streiten die beiden Frauen miteinander. Welche hat den besseren Ehemann? Kriemhild erzählt Brünhild davon, dass Siegfried sie eigentlich besiegt hat. Nicht ihr eigener Mann. Daraufhin wird Siegfried getötet. Kriemhild lässt den Nibelungenschatz bringen. Das ist ein Schatz, den der Drache damals bewacht hatte. Und sie fängt an, das Gold zu verteilen. Ihr Onkel will den Schatz retten und versenkt ihn im Rhein.

Aber die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Ihr erinnert Euch ja: 2400 Strophen hat das Lied. Also tief Luft holen, es geht weiter.

Kriemhild ist jetzt allein. Sie hat keinen Mann mehr. Also muss ein neuer Mann her. Ein König wird ihr neuer Mann. Sie zieht zu ihm ins Hunnenland, bekommt einen Sohn und könnte glücklich sein – aber sie ist es nicht. Sie will Rache. Sie lädt ihre alte Familie zu einem Fest ein. 1060 Ritter und 9000 Knechte kommen zu ihr ins Hunnenland, also nach Ungarn.

Kriemhild lässt alle Knechte töten. Als ihr Bruder das erfährt, tötet er Kriemhilds Kind. Es gibt ein Blutbad.

SG #154: Weihnachtslieder

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Bald ist Weihnachten. Zeit, ein paar schöne Weihnachtslieder zu singen! In Deutschland ist es Brauch, dass wir am Heiligabend vor der Bescherung singen. Das bedeutet, dass wir am 24. Dezember wenn es dunkel wird um den geschmückten und beleuchteten Weihnachtsbaum stehen und Weihnachtslieder singen, bevor wir die Geschenke auspacken.

Die meisten deutschen Weihnachtslieder sind sehr alt. Sie stammen aus dem späten Mittelalter. Damals waren sie Kirchenlieder, die über viele Generationen hinweg umgeändert wurden.

Einige Beispiele für Euch, ich lasse die Weihnachtsmaus singen:

Alle Jahre wieder,
kommt das Christuskind
auf die Erde nieder,
wo wir Menschen sind.

oder

Stille Nacht, heilige Nacht!
Alles schläft, einsam wacht

Das kennt Ihr auch in anderen Sprachen, oder?

Noch ein Lied:

Leise rieselt der Schnee,
still und starr ruht der See
weihnachtlich glänzet der Wald:
Freue dich, Christkind kommt bald!

Kling, Glöckchen, klingelingeling,
kling, Glöckchen, kling!
Laßt mich ein, ihr Kinder,
ist so kalt der Winter,
öffnet mir die Türen,
laßt mich nicht erfrieren.
Kling, Glöckchen, klingelingeling,
kling, Glöckchen, kling!

Und das Highlight natürlich:

O Tannenbaum, O Tannenbaum,
wie grün sind Deine Blätter
Du grünst nicht nur zur Sommerzeit
nein auch im Winter, wenn es schneit
O Tannenbaum, O Tannenbaum,
wie grün sind Deine Blätter

Alle Kinder haben sich bei diesem Lied gefragt, warum der Tannenbaum plötzlich Blätter hat. Denn eigentlich hat er ja Nadeln. Aber egal.

Wenn Ihr Menschen hören wollt, die wirklich singen können, stelle ich Euch ein paar Links zu den Liedern auf slowgerman.com. Dort könnt Ihr in den Untertiteln der Videos den Text mitlesen!

Natürlich gibt es auch moderne Lieder, die vor allem die Kinder alle kennen und mögen. Zum Beispiel den Ohrwurm „In der Weihnachtsbäckerei“. Auch dazu stelle ich Euch den Link auf die Seite.

Slow German macht jetzt Weihnachtspause – wir hören uns im Neuen Jahr wieder! Auf slowgerman.com gibt es aber ein Weihnachtsgeschenk für Euch: Das Premium-Abo für 25% weniger. Einfach den Promo-Code „Weihnachten“ eingeben! Er gilt bis 7.1.2018.

Die Weihnachtslieder mit Untertiteln zum Mitsingen:
Alle Jahre wieder: https://www.youtube.com/watch?v=f2dD65CK6qY
Oh Tannenbaum: https://www.youtube.com/watch?v=2VN21X_wnWc
Stille Nacht: https://www.youtube.com/watch?v=gavZL5412JM
Leise rieselt der Schnee: https://www.youtube.com/watch?v=Cq4nV_f7-J4
Kling, Glöckchen Klingelingeling: https://www.youtube.com/watch?v=w8GX3Eriaqs
Leise rieselt der Schnee: https://www.youtube.com/watch?v=Cq4nV_f7-J4

Die ganze Playliste mit Weihnachtsliedern mit Untertiteln:
https://www.youtube.com/playlist?list=PL7Xc9V4mPsQL6BYaQkfA9qnshyzKUd53y

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg154kurz.pdf

SG #150: Schiller und Goethe

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Zur 150. Episode von Slow German wird es Zeit, über die zwei größten Dichter Deutschlands zu sprechen: Schiller und Goethe.

Man kann sich die beiden so vorstellen: Goethe war der bereits damals berühmte und verehrte alte Mann, und Schiller war sein Fan. Schauen wir uns die beiden etwas genauer an.

Johann Wolfgang von Goethe wurde 1749 in Frankfurt am Main geboren. Er wuchs in einer angesehenen Familie auf, sein Vater war Jurist. Also studierte Johann ebenfalls Jura und arbeitete als Anwalt. Das hielt ihn aber nicht davon ab, zu schreiben. Sein Drama „Götz von Berlichingen“ machte ihn bekannt. Mit 26 Jahren wurde er nach Weimar eingeladen und blieb dort. Er arbeitete viel und hatte wenig Zeit für anderes. Mit 33 Jahren war er nach dem Herzog der mächtigste Mann in Weimar. Zehn Jahre lang hatte er nichts mehr veröffentlicht.

Und dann hatte er die Idee: Er reiste nach Italien. Und zwar nicht so, wie wir heute mal für zwei oder drei Wochen in den Urlaub fahren. Er blieb zwei Jahre lang dort. Die Reise bezeichnete er später als Wiedergeburt. Er schrieb, schrieb und schrieb. Heute nennt man ihn den wichtigsten Autor der „Sturm und Drang“-Strömung.

Zu seinen wichtigsten Büchern gehört „Die Leiden des jungen Werther“. Dieses Buch machte ihn in Europa berühmt, Napoleon soll es sieben Mal gelesen haben. Aber es gab nicht nur Ruhm und Ehre: Das Buch löste eine Selbstmordwelle unter jungen Männern aus und wurde daher sehr kritisch betrachtet.

Johann Christoph Friedrich von Schiller, bekannt als Friedrich Schiller, war zehn Jahre jünger als Goethe. Er wurde in Württemberg geboren, sein Vater war Militärarzt. Auch Schiller wurde Arzt wie sein Vater. Und wie Goethe schrieb er auch gerne und viel neben seinem normalen Beruf. 1782, mit Anfang 20, veröffentlichte er sein erstes Theaterstück: „Die Räuber“. Es wurde sofort erfolgreich.

1787 reiste Schiller nach Weimar. Goethe war gerade aus Italien zurückgekehrt, und sie trafen sich. Schiller mochte den älteren Goethe – aber der war nicht gerade begeistert. Die Männer waren Konkurrenten. Sechs Jahre später trafen sie sich wieder und daraus entstand eine Brieffreundschaft. Die Briefe sind heute noch erhalten und es macht Freude, sie zu lesen. Die Männer halfen sich gegenseitig bei ihrer Arbeit – und wurden dadurch noch größer und noch besser. Diese Zeit nennt man die Weimarer Klassik.

Schiller starb 1805 an einer Lungenentzündung. Er wurde nur 45 Jahre alt. Goethes größtes Werk ist die Tragödie „Faust“, die er drei Jahre nach Schillers Tod veröffentlichte. Der Schriftsteller war zu diesem Zeitpunkt fast 60 Jahre alt. Er lebte bis 1832.

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg150kurz.pdf

SG #143: Architektur in Deutschland

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Machen wir eine Zeitreise durch die deutsche Architektur. In der Antike waren die Römer in Deutschland – und brachten natürlich auch ihren Baustil mit. Sie bauten Brücken, Amphitheater oder die Porta Nigra, ein bekanntes Stadttor in Trier. Die Germanen selbst lebten in Hütten, waren also architektonisch eher bescheiden.

In der Romanik vor gut 1000 Jahren wurden eifrig Kirchen und Klöster gebaut, der Lübecker Dom zum Beispiel oder der Dom zu Speyer. Auch Burgen wurden in dieser Zeit errichtet, beispielsweise die Nürnberger Burg.

Die Gotik schwappte von Frankreich nach Deutschland und brachte uns ebenfalls viele Kirchen – der Kölner Dom ist ein typisches Bauwerk. In der Gotik baute man die Türme so hoch wie möglich, gerne waren es zwei Türme, dazu wurden die Fassaden reich verziert und mit Fenstern durchbrochen. Die Statik wurde so weit es ging von innen nach außen verlagert – so dass es innen keine oder nur wenige Balken oder Stützpfeiler gab. So wirkten die Innenräume groß und schwerelos. Die Menschen lebten aber natürlich nicht in gotischen Kirchen – für sie gab es vor allem Fachwerkhäuser, das sind Häuser mit einem stabilen Holzskelett, das mit Mauerwerk ausgefüllt ist.

Die italienische Renaissance kam im 16. Jahrhundert nach Deutschland, setzte sich aber nicht so recht durch. Die Landshuter Stadtresidenz wurde allerdings von italienischen Handwerksmeistern erbaut und auch die Kirche St. Michael in München ist im Stil der Renaissance gebaut worden.

Ab 1650 setzte in Deutschland der Barock ein. Vorbild war der Sonnenkönig in Versailles. Es entstanden der Dresdner Zwinger und die Frauenkirche und die Würzburger Residenz. Im Barock gab es prächtige Treppenhäuser, Decken und Wände wurden reich bemalt und verziert, es wurden Bilder in die Bauten integriert und Skulpturen – heute würde man diesen Stil wohl überladen nennen. Die Gärten dieser Zeit waren streng geometrisch angelegt.

Nach all dem Prunk hatten die Bauherren wahrscheinlich Lust auf klare Linien – sie besannen sich auf die Antike zurück, die Gärten durften wieder wachsen und natürlicher werden, und die Gebäude brauchten vor allem eines: Säulen. Hier in München gibt es einige Gebäude aus dieser Zeit, zum Beispiel den Königsplatz mit seinen Gebäuden. Auch das Schloss Wilhelmshöhe in Kassel gehört zum Klassizismus.

Ab 1810 gab es dann den Historismus, der wie der Name schon sagt ebenso in die Vergangenheit blickte, und Elemente aus der Antike, Renaissance, Gotik oder dem Barock wieder hervorkramte. Der Berliner Dom oder die Semperoper in Dresden gehören in diese Zeit.

Meine Lieblingsepoche war sehr kurz: Der Jugendstil. Diese Bauphase war um die Jahrhundertwende vom 19. ins 20. Jahrhundert und ging auf eine Zeitschrift zurück, die „Die Jugend“ hieß und in München erschien. Ich habe in zwei Jugendstil-Häusern gelebt, beide über 100 Jahre alt. Diese Häuser sieht man in München sehr oft.

Und danach war schon die Moderne da – Industriebauten oder auch das Bauhaus, von dem ich Euch schon erzählt habe. Man entwickelte kostengünstige Bauweisen, Wohnhäuser wurden funktional durchdacht. Linien wurden klarer, es gab keine Schnörkel und Verzierungen mehr.

Aber dann kamen die Nationalsozialisten und brachten auch die Architektur der Zeit durcheinander. Sie wollten zurück zum Neoklassizismus und bauten monumentale und überdimensionierte Betonklötze, die leider auch heute noch stehen. Zum Beispiel die Zeppelintribüne in Nürnberg oder das Haus der Kunst in München.

Der Zweite Weltkrieg zerstörte viele Gebäude – die Städte waren zerbombt, sie mussten mit wenig Geld und Mitteln wieder aufgebaut werden. Daher stehen heute leider in vielen deutschen Städten sehr hässliche Gebäude, die in den 50er-, 60er- und 70er-Jahren entstanden sind.

Und die zeitgenössische Architektur? Ich würde sagen: In Deutschland besteht sie aus viel Glas und klaren Linien. Und manche versuchen, nachhaltig zu bauen – sie gestalten die Häuser so,