SG #164: Ostern

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An Ostern feiern die Christen die Auferstehung von Jesus Christus, das wisst Ihr sicherlich. An Ostern ist die Fastenzeit nach 40 Tagen zu Ende. Man darf wieder alles essen, was man möchte. Die Fastenzeit beginnt am Aschermittwoch (nach Fasching) und endet an Ostern.

Aber das Fest hat nicht nur etwas mit der Kirche zu tun, sondern auch mit alten heidnischen Bräuchen, die immer noch existieren. Zum Beispiel der Osterhase – er steht für die Fruchtbarkeit des Frühlings. Aber dazu später mehr. Ostern findet immer am ersten Frühlingsvollmond statt, also irgendwann im März oder April. Der Termin verschiebt sich von Jahr zu Jahr.

An Ostern haben die Kinder zwei Wochen lang Ferien. Sie müssen also nicht in die Schule gehen. Die Erwachsenen haben zwei Tage frei, und zwar am Karfreitag und Ostermontag. Es ist also ein verlängertes Wochenende für alle.

Vor Ostern fangen wir an, Ostereier zu bemalen. Wir blasen sie erst aus, so dass nur noch die leere Hülle bleibt. Dann malen wir die Eier mit bunten Farben schön an. Warum wir das tun? Denkt mal daran, dass es in Deutschland im Winter sehr lange sehr kalt ist. An Ostern beginnt langsam der Frühling. Es blühen die ersten Knospen an den Büschen. Die ersten Krokusse, Tulpen und Narzissen kommen aus dem Boden. Es wird wieder bunter und lebendiger in der Natur. Also holen wir uns blühende Zweige ins Haus. Entweder den gelb blühenden Ginster oder auch die kuscheligen Palmkätzchen. An diese Zweige hängen wir dann die ausgeblasenen und bemalten Ostereier.

Man kann auch Eier hart kochen, also ungefähr zehn Minuten lang kochen, und sie dann färben. So bleiben die Eier lange haltbar und sehen trotzdem schön aus.

Am Karfreitag beginnen die Feierlichkeiten. An diesem Tag trauern die Christen, sie essen an diesem Tag kein Fleisch. In Bayern darf man an diesem Tag auch nicht zu lauter Musik tanzen – es ist ein stiller Feiertag.

Am Ostersonntag feiern viele Familien mit einem Osterbrunch oder einem langen Frühstück. Dann gibt es zu den Eiern auch einen geflochtenen Hefezopf. Natürlich gehen viele Familien an Ostern in die Kirche. Es ist der höchste Feiertag im Christentum.

Für die Kinder gibt es zwei interessante Dinge. Zum einen kommt an Ostern der Osterhase. Er versteckt im Garten oder im Haus Ostereier und Süßigkeiten. Meistens sind diese in einem kleinen Körbchen versteckt, damit sie nicht dreckig oder nass werden. Zum anderen kann man mit den hartgekochten Eiern „Eier ditschen“ spielen. Jeder hat ein Ei in der Hand und dann haut der eine vorsichtig mit seinem Ei auf das Ei des Gegners. Wessen Ei kaputt geht, der hat verloren. Der Gewinner bekommt beide Eier.

Wie alle anderen Feste wird auch Ostern immer kommerzieller. In den Geschäften gibt es schon Wochen vorher Osterhasen aus Schokolade zu kaufen und andere kleine Süßigkeiten. Die Kinder bekommen mittlerweile auch oft an Ostern richtige Geschenke oder einen Schulranzen, wenn sie im Herbst in die Schule kommen.

Man wünscht sich in diesen Tagen übrigens „Frohe Ostern“.

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg164kurz.pdf

SG #154: Weihnachtslieder

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Bald ist Weihnachten. Zeit, ein paar schöne Weihnachtslieder zu singen! In Deutschland ist es Brauch, dass wir am Heiligabend vor der Bescherung singen. Das bedeutet, dass wir am 24. Dezember wenn es dunkel wird um den geschmückten und beleuchteten Weihnachtsbaum stehen und Weihnachtslieder singen, bevor wir die Geschenke auspacken.

Die meisten deutschen Weihnachtslieder sind sehr alt. Sie stammen aus dem späten Mittelalter. Damals waren sie Kirchenlieder, die über viele Generationen hinweg umgeändert wurden.

Einige Beispiele für Euch, ich lasse die Weihnachtsmaus singen:

Alle Jahre wieder,
kommt das Christuskind
auf die Erde nieder,
wo wir Menschen sind.

oder

Stille Nacht, heilige Nacht!
Alles schläft, einsam wacht

Das kennt Ihr auch in anderen Sprachen, oder?

Noch ein Lied:

Leise rieselt der Schnee,
still und starr ruht der See
weihnachtlich glänzet der Wald:
Freue dich, Christkind kommt bald!

Kling, Glöckchen, klingelingeling,
kling, Glöckchen, kling!
Laßt mich ein, ihr Kinder,
ist so kalt der Winter,
öffnet mir die Türen,
laßt mich nicht erfrieren.
Kling, Glöckchen, klingelingeling,
kling, Glöckchen, kling!

Und das Highlight natürlich:

O Tannenbaum, O Tannenbaum,
wie grün sind Deine Blätter
Du grünst nicht nur zur Sommerzeit
nein auch im Winter, wenn es schneit
O Tannenbaum, O Tannenbaum,
wie grün sind Deine Blätter

Alle Kinder haben sich bei diesem Lied gefragt, warum der Tannenbaum plötzlich Blätter hat. Denn eigentlich hat er ja Nadeln. Aber egal.

Wenn Ihr Menschen hören wollt, die wirklich singen können, stelle ich Euch ein paar Links zu den Liedern auf slowgerman.com. Dort könnt Ihr in den Untertiteln der Videos den Text mitlesen!

Natürlich gibt es auch moderne Lieder, die vor allem die Kinder alle kennen und mögen. Zum Beispiel den Ohrwurm „In der Weihnachtsbäckerei“. Auch dazu stelle ich Euch den Link auf die Seite.

Slow German macht jetzt Weihnachtspause – wir hören uns im Neuen Jahr wieder! Auf slowgerman.com gibt es aber ein Weihnachtsgeschenk für Euch: Das Premium-Abo für 25% weniger. Einfach den Promo-Code „Weihnachten“ eingeben! Er gilt bis 7.1.2018.

Die Weihnachtslieder mit Untertiteln zum Mitsingen:
Alle Jahre wieder: https://www.youtube.com/watch?v=f2dD65CK6qY
Oh Tannenbaum: https://www.youtube.com/watch?v=2VN21X_wnWc
Stille Nacht: https://www.youtube.com/watch?v=gavZL5412JM
Leise rieselt der Schnee: https://www.youtube.com/watch?v=Cq4nV_f7-J4
Kling, Glöckchen Klingelingeling: https://www.youtube.com/watch?v=w8GX3Eriaqs
Leise rieselt der Schnee: https://www.youtube.com/watch?v=Cq4nV_f7-J4

Die ganze Playliste mit Weihnachtsliedern mit Untertiteln:
https://www.youtube.com/playlist?list=PL7Xc9V4mPsQL6BYaQkfA9qnshyzKUd53y

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg154kurz.pdf

SG #152: Weihnachtsplätzchen

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Endlich ist wieder Advent! In den vier Wochen vor Weihnachten wird es besonders süß und lecker in Deutschland.

Denn jetzt essen wir Lebkuchen und Weihnachtsplätzchen, im Norden auch Weihnachtskekse genannt. Es gibt viele verschiedene Sorten dieser kleinen Kekse, und ich möchte Euch heute einige davon vorstellen. Was alle Weihnachtsplätzchen gemeinsam haben ist, dass sie mit typischen Weihnachtsgewürzen und oft mit viel Fett und Nüssen gebacken werden – passend zum kalten Winter.

Da sind zum Beispiel die Vanillekipferl: Aus einem Mandelteig macht man zunächst dünne Würste, die man dann zu kleinen Monden formt – den Kipferln. Dann werden diese mit Vanillezucker bestäuben. Sie haben keine Füllung, sind aber sehr lecker, weil der Teig sofort auf der Zunge zerfällt.

Oder die Zimtsterne – diese Sterne habe ich noch nie selber gebacken, weil sie wirklich kompliziert sind: Auf einem dunklen und klebrigen Teig aus Mandeln ist eine dicke weiße Zuckerschicht aufgebracht. Beim Backen muss man aufpassen, dass diese nicht dunkel wird! Zum Glück kann der Bäcker das perfekt, also kaufe ich Zimtsterne am liebsten beim Bäcker.

Ich liebe auch die Spitzbuben, das sind Weihnachtsplätzchen aus zwei Lagen. Erst sticht man normale Plätzchen aus, dann nochmal die gleichen, allerdings mit einem Loch darin. Beide Hälften werden gebacken. Dann wird der Keks mit dem Loch darin mit Puderzucker bestäubt und der untere Keks mit Marmelade bestrichen. Nach dem Zusammenkleben sieht das besonders hübsch aus, weil die Marmelade durch das Loch zu sehen ist.

Als kleines Kind durfte ich meiner Mama beim Plätzchenbacken helfen. Wir haben damals Kolatschen gebacken. Dafür rollt man einen Mürbeteig zu kleinen Kugeln, ich durfte mit meinem kleinen Finger ein Loch in die Kugeln bohren und dann wurde in dieses Loch Marmelade gefüllt.

Genau das ist es, was ich an den Plätzchen so schön finde: Gemeinsam mit den Kindern zu backen. Die mögen natürlich alle Plätzchen, aber vor allem ist es ein Spaß, aus dem Teig verschiedene Formen auszustechen. Katzen, Tannenbäume, Nikoläuse, Sterne, Herzen und ähnliches. Nach dem Backen können diese einfachen Plätzchen dann mit buntem Zuckerguss oder Streuseln verziert werden.

Selbst gebackene Plätzchen werden auch gerne an Freunde verschenkt – dabei überbieten sich die Leute gerne darin, wer mehr Sorten gebacken hat. Es ist wirklich viel Arbeit! In einer schönen Keksdose halten sich die Plätzchen einige Wochen lang – wenn man sie nicht vorher gegessen hat.

Übrigens: Meine Mama erzählt aus ihrer Kindheit, dass es damals keine Weihnachtsplätzchen in der Vorweihnachtszeit gab. Stattdessen bekam jedes Kind an Weihnachten einen Teller voller Plätzchen. Da damals Süßigkeiten etwas sehr seltenes waren, war das für die Kinder der Höhepunkt des Festes.

Mein Sohn stellt jedes Jahr eine Kerze und einen Teller mit Plätzchen für das Christkind nach draußen, damit es an Weihnachten eine kleine Pause machen kann, während es den Kindern die Geschenke bringt.

Rezepte für Weihnachtsplätzchen:

Vanillekipferl
Zimtsterne
Spitzbuben
Kolatschen
Lebkuchen

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg152kurz.pdf

SG #148: Martin Luther und die Reformation

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Martin Luther war ein Mönch. Er unterrichtete Theologie an der Universität von Wittenberg. Am 31. Oktober 1517 soll Martin Luther ein Schriftstück mit 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg geschlagen haben. Eine These ist eine Behauptung. Ob das mit der Tür wirklich stimmt, wissen wir nicht – aber zumindest wurden seine Thesen gedruckt, denn den Buchdruck gab es zum Glück seit 1450. Schriften zu vervielfältigen war einfach geworden.

In den Thesen war Luther vor allem gegen die von der Kirche verbreitete Angst vor dem Fegefeuer und gegen den Ablasshandel. Das Fegefeuer ist in der katholischen Kirche die Zeit nach dem Tod, in der die Gläubigen ihre Sünden büßen müssen. Der Ablasshandel bedeutete, dass Katholiken nach einer Sünde etwas tun mussten, um wieder Gottes Gnade zu bekommen. Das war manchmal eine Beichte oder ein Gebet oder auch eine Wallfahrt.

Zu Luthers Zeit aber gab es noch eine andere Möglichkeit: Man konnte seine Sünden mit Geld freikaufen und so auch die Zeit im Fegefeuer verkürzen. Spezielle Prediger reisten damals durch das Land und verkauften Ablassbriefe. Auch Papst Leo X. fand die Idee gut, denn er brauchte Geld für den Neubau des Petersdoms in Rom.

Luther fand all das schrecklich. Die Kirche war ihm zu verweltlicht. Die Bischöfe und der Papst lebten in Reichtum wie Fürsten, das gefiel dem Mönch nicht. Die Menschen sollten büßen und sich nicht freikaufen können. Die Kirche sollte wieder so werden, wie sie einst war.

Luthers Kritik führte dazu, dass er 1521 aus der Kirche ausgeschlossen wurde. Er begann, seine Reformationsgedanken aufzuschreiben. Man solle sich im Glauben nur nach der Bibel richten. Einen Papst gab es in seiner Vorstellung nicht. Von den sieben Sakramenten der katholischen Kirche (Taufe, Eucharistie, Firmung, Ehe, Beichte, Krankensalbung, Priesterweihe) behielt er nur zwei: Die Taufe und das Abendmahl.

Kurz darauf wurde er auch aus der Gemeinschaft ausgeschlossen. Er hatte keine Rechte mehr. Man konnte ihn töten, ohne dass der Täter dafür bestraft würde. Eine gefährliche Zeit für Luther.

Er versteckte sich auf einer Burg und begann, die Bibel vom Lateinischen ins Deutsche zu übersetzen. Nicht Wort für Wort, sondern so, dass man es gut verstehen konnte. Die Bibel wurde damit auch für das einfache Volk verständlich. Und für Euch vielleicht interessant: Luther erfand einige Wörter, die wir auch heute noch benutzen: Machtwort, Lockvogel, Lästermaul oder Feuertaufe. Dazu noch einige Redewendungen wie „Perlen vor die Säue werfen“ oder „ein Buch mit sieben Siegeln“ oder „der Wolf im Schafspelz“.

Die Lutherbibel verbreitete sich durch den Buchdruck schnell. 1522 kehrte Luther nach Wittenberg zurück und predigte dort. Er überzeugte die Bürger von seiner Reformation.

Die Reformation führte zur Spaltung der Kirche. Neben der „alten“ römisch-katholischen Glaubensrichtung gab es jetzt auch den evangelischen Glauben. Luther selbst beendete 1524 sein Leben als Mönch, heiratete und wurde Vater von sechs Kindern. Er starb 1546.

Genau 500 Jahre ist es nun her, dass Martin Luther seine Thesen an die Tür nagelte. Aus diesem Grund haben wir hier in Deutschland am 31. Oktober einen Feiertag. Dieser Tag heißt Reformationstag. Wegen des Jahrestages haben wir in diesem Jahr, also 2017, an diesem Tag alle frei. Wir müssen nicht arbeiten.

Vielleicht sollten wir diesen Tag nutzen, um mehr über Martin Luther und die Reformation zu lesen. Auch über die kritischen Seiten. Manche bezeichnen ihn als religiösen Fundamentalisten, der gegen die Wissenschaft war. Luther war ein überzeugter Antisemit, der die Angst vor einer jüdischen Weltverschwörung predigte. Auch mit Demokratie hatte Luther nicht viel am Hut. Luther förderte die Hexenverfolgung, wegen der viele Menschen unschuldig starben. Er war sexistisch und sah Frauen als niedere Wesen. Aber wie immer gilt: Bildet Euch selbst Eure Meinung über diesen Mann. Und schreibt mir gerne in die Kommentarfunktion oder per Mail,