SG #185: Alexander von Humboldt

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Ich war vor kurzem in Berlin. Dort fiel mir auf, dass überall der Name „Humboldt“ auftaucht. Es gibt die Humboldt-Universität, das Humboldt Forum, ein Humboldt-Denkmal und natürlich auch eine Humboldt-Straße. Wer steckt hinter diesem Namen? Es ist ein Herr namens Alexander von Humboldt, der in diesem Jahr seinen 250. Geburtstag feiert und ein deutscher Naturforscher war.

Ich erzähle dir etwas von seinem Leben. Friedrich Wilhelm Heinrich Alexander von Humboldt wurde am 14. September 1769 in Berlin geboren. Er hatte einen zwei Jahre älteren Bruder namens Wilhelm. Sie lebten auf einem Schloss und waren adelig.

Alexander beschäftigte sich als Kind gerne mit Insekten, Steinen und Pflanzen. Er zeichnete gerne. Beide Brüder landeten nach einigen Umwegen in Göttingen, um dort zu studieren. Alexander studierte Staatswirtschaft, besuchte Vorlesungen in Physik, Medizin und anderen Fächern. Dann wurde er Bergwerks-Experte.

1799 folgte die erste Forschungsreise, und zwar nach England und zurück über Paris. Als die Mutter starb, erbten die Söhne genug um finanziell unabhängig zu sein. Alexander wollte reisen und forschen. Er ging nach Paris und später nach Spanien – und dann bekam er die Chance mit einem Botaniker zusammen fünf Jahre lang durch Süd- und Mittelamerika zu reisen.

Unterwegs sammelten sie unzählige Daten und Proben. Alexander interessierte sich eigentlich für alles. Für Vulkane und Landkarten, Magnetismus und Botanik, Zoologie und Ethnologie, Wirtschaft und Bergbau bis Meteorologie und Meereskunde. Er war das, was wir heute ein Universalgenie nennen. Er wollte verstehen, wie alle Dinge zusammenhängen. Deswegen schrieb er auch lange an seinem Lebenswerk, dem „Kosmos“, in dem er das gesamte Wissen der Welt aufschreiben wollte.

Nach der großen Amerika-Reise schrieb er ein mehr als 30-bändiges Werk über seine Erlebnisse. Seine zweite große Expedition brachte ihn nach Russland, da war er aber schon 60 Jahre alt.

Der Forscher war durchaus ein politischer Mensch. Er kritisierte die Sklaverei. Er war für die Gleichheit aller Menschen. Ihm waren die Menschenrechte wichtig. Wilhelm und Alexander lernten übrigens Goethe und Schiller kennen – nur damit du dir vorstellen kannst, zu welcher Zeit sie lebten. Alexander starb am 6. Mai 1859, er wurde also 89 Jahre alt.

Heute ist der Name Humboldt überall zu finden. Eine Pinguinart wurde nach ihm benannt, ein Kaktus, ein Segelschiff, ein Berg, ein Fluss, eine Bucht, viele Schulen, ein Gletscher, ein Nationalpark, zwei Asteroiden, ein Mondkrater, ein Schnellzug und noch viele andere Dinge.

Es gibt zwei Bücher, die ich dir zum Thema empfehlen kann. Das eine ist 2005 erschienen. Der Autor ist Daniel Kehlmann. Der Roman heißt „Die Vermessung der Welt“. Darin hat Daniel Kehlmann Humboldt und den Mathematiker Carl Friedrich Gauß zusammengebracht. Es war lange ein Bestseller. Ebenso ein Bestseller ist „Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur“ von Andrea Wulf. In diesem Buch wird gezeigt, dass der große Naturforscher ein ganz neues Denken propagierte – und die Natur in den Mittelpunkt stellte.

Es gibt übrigens einen interessanten Humboldt-Twitter-Account: @AvHChrono.

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg185kurz.pdf

SG #181: Die deutsche Sprache – Geschichte der Sprache

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Mehr als 100 Millionen Menschen sprechen die deutsche Sprache. Vor allem in Deutschland, Österreich, Schweiz und Liechtenstein. Aber auch in Teilen von Belgien, Luxemburg, Dänemark und Italien wird deutsch gesprochen. Aber wie ist diese Sprache eigentlich entstanden?

Reisen wir also in die Vergangenheit. Sprachforscher haben herausgefunden, dass viele Sprachen in Europa und Asien einen gemeinsamen Ursprung haben. Sie nannten diese Sprachen deswegen indogermanische Sprachen. Dazu gehörte auch die ursprüngliche Sprache, die im heutigen Deutschland gesprochen wurde. Die verschiedenen Sprachen entwickelten sich natürlich immer weiter. Aber das dauerte sehr lange. Man schätzt, dass es sogar ein bis zwei Jahrtausende dauerte, bis sich die germanische Sprache aus dem Indogermanischen entwickelte.

Wir müssen uns das alles aber so vorstellen: Die Welt war damals überhaupt nicht dicht besiedelt. Es lebte hier ein Grüppchen Menschen, dann kam lange nichts, also nur Wiesen und Wälder, und dann viele Kilometer entfernt lebte wieder ein Grüppchen Menschen. Die verschiedenen Völker und Stämme blieben also unter sich. Sie vermischten sich nicht. Sie trafen sich so gut wie nie. Es wurde natürlich wenig gereist. Wenn man doch reiste, dann zu Fuß – und nicht besonders weit. Wozu auch? Die Menschen hatten in dieser Zeit wenig Gründe, zu reisen. Jeder germanische Stamm sprach daher seine eigene Stammessprache. Sie hatte sich über Jahrhunderte entwickelt und verändert. Die Sprache hatte außerdem damals keine festgelegten Regeln wie heute.

Doch dann änderten sich die Zeiten. Und immer wenn sich die Geschichte änderte, sich also das Leben der Menschen merklich veränderte, änderte sich natürlich auch die Sprache. Es gab zum Beispiel Völkerwanderungen, die Menschen legten jetzt große Strecken zurück – und sie nahmen ihre Sprache natürlich mit auf die Reise. Dann gab es noch andere Einflüsse für jede Sprache – zum Beispiel kamen die Römer in das Gebiet, das heute Deutschland ist. Also übernahmen die Germanen viele lateinische Wörter von ihnen.

Nach dem Zerfall des Römischen Reiches wurde alles wieder anders. Die germanischen Stämme wurden christianisiert. Die christliche Kirche hatte danach einen großen Einfluss auf die Menschen. Die gemeinsame Volkssprache wurde wichtiger, damit man sich auch verständigen konnte. Also wurde aus vielen kleinen Sprachen in einer Region sozusagen eine größere Sprache, genannt Dialekt.

Und jetzt sind wir auch schon in der Zeit, in der das Wort „deutsch“ zum ersten Mal geschrieben auftaucht. Im Jahr 786 ist es soweit. Die älteste schriftlich überlieferte Sprachform des Deutschen nennt man Althochdeutsch. Es wurde zwischen 750 und 1050 verwendet. Wir würden heute nichts davon verstehen, es war eine komplett andere Sprache. Und Ihr als Deutschlernende werdet Euch wahrscheinlich ärgern, dass es das Althochdeutsche jemals gab. Denn in dieser Zeit erschienen plötzlich die Artikel, die es vorher noch nicht gegeben hatte. Deswegen müsst Ihr Euch heute also mit „der“, „die“ und „das“ herumärgern. Auch das System der Zeiten hatte sich geändert, die Grammatik wurde insgesamt etwas komplizierter.

In der Sprachgeschichte wird oft das Wort „Lautverschiebung“ verwendet. Das ist recht kompliziert, und wir müssen hier nicht lange darauf eingehen. Es bedeutet aber letztlich, dass sich die Aussprache stark verändert hat und bestimmte Buchstaben anders ausgesprochen wurden als vorher. So klang die Sprache nach der Lautverschiebung völlig anders. Gegenden, in denen die Lautverschiebung nicht stattfand, sprachen weiter so wie vorher. Und so entwickelten sich verschiedene Sprachgruppen voneinander weg. Deswegen können wir hier in Deutschland heute die Niederländer nicht wirklich verstehen – obwohl die Sprachen den gleichen Ursprung hatten.

Von 1050 bis 1350 gab es dann im Mittelalter das Mittelhochdeutsch. Es wurde in dieser Zeit auch immer mehr geschrieben und nicht nur gesprochen,

SG #173: Der Duden

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Auf vielen deutschen Schreibtischen steht ein dickes, gelbes Buch. Es ist der Duden. Das ist ein Rechtschreibwörterbuch. Wenn ich also nicht weiß, wie ich ein Wort richtig schreibe, kann ich hier nachsehen.

1880 wurde das erste dieser Wörterbücher veröffentlicht. Sein Erfinder war Konrad Duden. Auf 187 Seiten standen 27.000 Stichwörter. Warum war so ein Buch wichtig? Damals schrieb jeder so, wie er wollte. Dadurch wurde es ganz schön schwer, manche Dinge zu lesen. Eine Vereinheitlichung musste her. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es im geteilten Deutschland auch zwei Bücher: Den Ostduden und den Westduden. Die Schreibweise der Wörter war zwar gleich, aber der Wortschatz war ein anderer.

1955 wurde beschlossen, dass die Rechtschreibung aus dem Duden verbindlich ist – sie war also die richtige Rechtschreibung, an die sich von nun an alle halten sollten. Man nannte das auch das Dudenmonopol – das Buch hatte also ein Monopol darauf, die Rechtschreibung zu regeln.

Das ist heute nicht mehr so – 1996 gab es nämlich in Deutschland eine große Rechtschreibreform. Vieles wurde geändert. Das Monopol gibt es seitdem nicht mehr. An Wörterbüchern kann jeder sofort erkennen, dass sich die deutsche Sprache ständig verändert. Es kommen neue Wörter hinzu, andere werden nicht mehr verwendet und verschwinden dann auch aus dem Wörterbuch.

Im August 2017 erschien die aktuelle Ausgabe. 145.000 Stichwörter sind darin zu finden. 5000 neue Wörter wurden aufgenommen, zum Beispiel „Brexit“ oder „Flüchtlingskrise“. Aber auch Anglizismen wie „Fake News“ oder „Selfie“ stehen jetzt im Duden. Das längste deutsche Wort ist laut Duden das Wort „Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung“, also ADHS.

Die Redaktion betont, dass sie die Sprache beobachtet und dann im Buch abbildet. Sie achtet also darauf, wie wir alle sprechen – und genau diese Wörter werden wir dann auch im Wörterbuch finden.

Mittlerweile gibt es den Duden natürlich auch online – Ihr könnt ihn gerne mal testen! Die Adresse lautet duden.de.

Falls Ihr das Buch kaufen wollt würde ich mich freuen, wenn Ihr es über diesen Link tut – dann bekomme ich etwas davon ab (Affiliate-Link):
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SG #171: Glashütte Uhren

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Heute erzähle ich Euch eine Geschichte, die vor langer Zeit begann. 1845 ging es den Menschen in Sachsen schlecht. Vorher hatten sie vor allem vom Silber in der Region gelebt – aber es wurde immer weniger Silber gefunden. Also hatte Ferdinand A. Lange in der Stadt Glashütte eine Idee: Er gründete ein Uhrenunternehmen. Die Kunst der Uhrmacherei kannte er aus Frankreich, England und der Schweiz.

Die sächsische Landesregierung half ihm: Sie ermöglichte den Bergarbeitern und Strohflechtern eine Ausbildung zum Uhrmacher. Schon bald wurde der Ort Glashütte in Sachsen berühmt für seine edlen, hochwertigen und vor allem handgemachten Uhren. So etwas kannte man sonst nur aus der Schweiz. Glashütte wurde zu einer Uhrenstadt.

Während des Zweiten Weltkriegs mussten Uhrmacher auch Dinge herstellen, die für den Krieg wichtig waren – also bauten sie zum Beispiel Zeitzünder. Nach dem Krieg wurden die Uhrenfirmen in Glashütte enteignet und verstaatlicht. Sie gehörten also fortan dem Staat, denn in der DDR galt der Sozialismus. Alle Betriebe, die in Ostdeutschland Uhren herstellten, wurden zu einem großen Betrieb zusammengefasst.

Dann kam 1990 die Wiedervereinigung, und der staatliche Uhrenbetrieb wurde wieder in die freie Wirtschaft eingegliedert.

Verschiedene Firmen aus Glashütte stehen weiterhin für traditionelles Uhrhandwerk:
„Mühle Glashütte“ ist eine Firma, die seit 1869 in Familienbesitz ist. Gegründet wurde sie von Robert Mühle. Er hatte in der Uhrmacherschule in Glashütte sein Handwerk gelernt.

Der „Glashütter Uhrenbetrieb“ ist das, was vom DDR-Betrieb übrigblieb: Die Arbeiter schlossen sich zusammen und begannen, die neu-alte Marke wieder herzustellen. Sie bauten Uhren unter dem Markennamen „Glashütte Original“. Und dann? Dann wurde der „Glashütter Uhrenbetrieb“ von dem Schweizer Unternehmen Swatch gekauft.

„Nomos Glashütte“ wurde erst 1990 gegründet und dementsprechend modern sind auch die Uhren.
Und was wurde aus den „A. Lange & Söhne“-Uhren? Sie gibt es heute wieder, nachdem es 1990 eine Neugründung der Marke gab. Schön ist, dass die Uhren auch heute noch klassisch aussehen. Natürlich wurden sie weiterentwickelt, aber es sind edle Uhren, die sich viele Männer in Deutschland wünschen. Wenn Ihr mal nachschaut werdet Ihr sehen, dass manche dieser Uhren 150.000 Euro kosten.

Würdet Ihr so viel Geld für eine Uhr ausgeben? Viele Menschen tun das, denn eine Uhr ist und bleibt ein Statussymbol. Ob es die berühmte Rolex ist oder eine Glashütte Uhr, das könnte viel über den Träger aussagen, oder? Egal wie teuer eine Uhr aber ist, eines kann sie nicht: Sie kann uns nicht mehr Zeit verschaffen für all die Dinge, die wir noch gerne in unserem Leben tun würden.
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SG #162: Deutsche Philosophen

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Keine Angst, auch wenn es heute um Philosophie geht verspreche ich Euch: Es wird nicht zu kompliziert! Ich werde wie immer versuchen, diese Episode so einfach verständlich wie möglich zu machen. Ich möchte Euch die großen deutschen Philosophen vorstellen – oder zumindest einige von ihnen.

Fangen wir an in der Zeit der Aufklärung, das war im 17. und 18. Jahrhundert. Da gab es einen Mann namens Immanuel Kant. Er sagte: Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen. Das bedeutet also: Denke selbst! Kant stellt vier große Fragen: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Und die wahrscheinlich wichtigste: Was ist der Mensch? Vielleicht habt Ihr auch schon von Kants kategorischem Imperativ gehört. Das klingt kompliziert, ist es aber nicht. Denn es gibt ein Sprichwort, das eigentlich das gleiche sagt: „Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem anderen zu.“ Versetze Dich also in die Lage des anderen Menschen und tue nur, was für ihn auch gut wäre. Du möchtest nicht geschlagen werden? Dann schlage auch selber niemanden. Ganz einfach.

Gehen wir weiter zum Idealismus und zu Hegel und Marx. Sie leben in der Zeit der Industrialisierung. Das Leben der Menschen verändert sich. Es ist nicht mehr wichtig, was sie arbeiten, sondern wieviel sie arbeiten. Am Ende ihres Arbeitstages sehen sie nicht das Ergebnis ihrer Arbeit, wie ein Schreiner seinen Tisch sieht. Die Arbeiter werden austauschbar.

Also haben sich die beiden Philosophen Hegel und Marx die Geschichte angesehen und versucht, daraus zu lernen. Das Muster, das sie erkannten, war: die Menschen haben sich immer in zwei Lager gespalten, in die Unterdrückten und die Unterdrücker. Zum Beispiel in Sklaven und Sklavenhalter. Oder noch einfacher: Gewinner und Verlierer. So hat sich die Gesellschaft immer weiter entwickelt. Das bedeutet aber auch: Die Schere zwischen armen Menschen und reichen Menschen geht immer weiter auseinander. Die Reichen werden immer reicher, die Armen immer ärmer. Marx und Hegel wünschten sich den Kommunismus, eine klassenlose Gesellschaft, die für alle Menschen optimal ist.

Wir bleiben im 19. Jahrhundert und gehen in den Bereich Lebensphilosophie. Jetzt sind wir bei den Namen Schopenhauer und Nietzsche angekommen. Fangen wir mit Schopenhauer an. Ihn haben auch Weisheiten aus Indien und aus dem Buddhismus beeinflusst. Für Schopenhauer ist Leben auch Leiden. Durch dieses Leiden bekommt der Mensch Mitleid gegenüber anderen Menschen und auch Tieren. Wer aus diesem Leiden flüchten möchte, der hat nur eine Chance: Die Kunst und die Musik. Er sagt auch: Die Welt ist meine Vorstellung.

Und Nietzsche? Der sagt: Tatsachen gibt es nicht, nur Interpretationen. Also ist auch bei ihm alles subjektiv. Aber es geht weiter: Für Nietzsche gibt es keinen Gott, keine Erkenntnis, keine Moral, keine Werte und keinen Sinn des Lebens. Alles wiederholt sich unendlich. Nichts ist neu. Ihr kennt sicher seinen Spruch: Gott ist tot. Für den Menschen gibt es also keinen Sinn zu leben. Aber wenn es den Menschen nicht mehr gibt, gibt es vielleicht den Übermensch – und der ist dann der große Sinn der Erde.

Im 20. Jahrhundert waren da noch Freud, Heidegger, Wittgenstein und all die anderen – aber das führt jetzt zu weit.

Wisst Ihr, was mir gerade auffällt? Von Philosophen spricht man meistens ohne Vornamen! Das waren natürlich längst nicht alle deutschen Philosophen, aber es war ein Anfang. Wer ist aktuell der bekannteste deutsche Philosoph, der noch lebt? Da würde ich sagen, es ist Richard David Precht. Ein Video von ihm stelle ich Euch auf slowgerman.com

Richard David Precht: Vergesst das Wissen!
https://www.youtube.com/watch?v=Gewb3-DUlJs

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SG #132: Adidas und Puma

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Kennt Ihr eigentlich die Geschichte von Adidas und Puma? Heute sind das zwei der größten Sportartikelmarken der ganzen Welt. Aber alles fing ganz, ganz klein an. Und zwar 1924.
Damals lebten die Brüder Adolf und Rudolf Dassler in Herzogenaurach, einer kleinen Stadt mit 20.000 Einwohnern in Franken, also in Bayern. Sie hatten gute Ideen. Zum Beispiel machten sie Schuhe aus Leinen. Ihr Vater war Weber, also kannte er sich mit Stoffen aus. Und die jungen Männer, beide Anfang 20, experimentierten mit dem Stoff – sie fertigten sehr leichte Laufschuhe an und gründeten die Sportschuhfabrik „Gebrüder Dassler“.

Die Arbeit war klar aufgeteilt: Der introvertierte Adolf, kurz „Adi“ genannt, verbrachte seine Zeit in der Werkstatt, entwarf und fertigte die Schuhe. Sein Bruder Rudolf war für’s Marketing zuständig, er ging mit den Schuhen auf Sportplätze oder in Gasthäuser und verkaufte sie dort. Das Geschäft ging gut – sie entwickelten Sportschuhe für viele verschiedene Sportarten. Lediglich ihre Frauen verstanden sich nicht so gut – es gab immer öfter Spannungen.

Dann beginnt die Zeit der Nationalsozialisten. Die Brüder treten der NSDAP bei. Doch dann gibt es Ärger: Adi macht einen Schuh für Jesse Owens, einen Afroamerikaner. Das gefällt den Nazis überhaupt nicht – und Rudolf auch nicht. Aber Adi macht es trotzdem, und Owens holt bei den Olympischen Spielen in Berlin vier Goldmedaillen.

Im Krieg wird die Fabrik geschlossen, kein Mensch braucht im Krieg Sportschuhe. Wichtiger sind Waffen. Also produzieren die Brüder eine Panzerabwehrwaffe. Rudolf muss in den Krieg ziehen – Adi nicht, er wird als zu wichtig eingestuft. Nicht gut für die Brüder. Er desertiert und wird gefangen – zum Glück kommt er nur ins Gefängnis, andere wurden sofort erschossen.

Dann ist der Krieg endlich vorbei – und die Amerikaner sind da. Sie wollen die Fabrik sprengen, immerhin wurden hier Waffen produziert – als sie aber von den Schuhen für Jesse Owens erfahren, lassen sie es sein. Glück gehabt. Die Brüder müssen dennoch in Gefangenschaft. Rudolf wird Spionage vorgeworfen. Warum? Rudolf ist sicher, dass ihn jemand denunziert hat: Sein Bruder und dessen Frau. Das Verhältnis ist endgültig zerstört.

1948 ist die Trennung nicht mehr aufzuhalten: Die Brüder teilen die Firma auf.

Adi bleibt in der Fabrik, er nennt die Firma nun „Adidas“, eine Abkürzung von Adi Dassler.

Rudolf „Rudi“ Dassler zieht mit 14 Mitarbeitern in eine alte Schreinerei auf der anderen Seite des Flusses Aurach. Dort gründet er seine eigene Firma, er nennt sie Puma.
Beide sind zunächst sehr erfolgreich. Denn während andere Sportler noch mit Stiefeln mit schweren Schutzkappen unterwegs sind, stellen die Dassler-Brüder leichte und flexible Schuhe her, mit denen man sich viel besser bewegen kann.
Jetzt kämpfen die Brüder gegeneinander – und zwar mit den Waffen des Marketings. Rudolf klaut seinem Bruder eine Idee: Die der Schraubstollen für Fußballschuhe. Das bedeutet, dass man unten an die Schuhe Stollen anschrauben kann, und zwar unterschiedlicher Länge. Damit man beim Laufen nicht rutscht.

Dennoch bleibt Adi erfolgreicher: Er erfindet das noch heute berühmte Adidas-Logo mit den drei Streifen. Und 1954 bei der Fußball-Weltmeisterschaft wird die Mannschaft mit seinen Schuhen Weltmeister. Wie es weiterging? Beide Brüder Dassler starben in den 70er-Jahren. Sie haben sich nie versöhnt. Ihre Kinder waren ebenfalls zerstritten und kämpften gegeneinander.

Heute hat die Adidas-Group über 55.000 Mitarbeiter und einen Umsatz von fast 17 Milliarden Euro pro Jahr. Puma hat 11.000 Mitarbeiter und einen Umsatz von 3 Milliarden Euro pro Jahr.

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SG #124: Margarete Steiff

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Ich erzähle Euch heute von einer Frau. Sie hieß Margarete Steiff und wurde 1847 geboren. Sie hatte es nicht leicht: Schon als Kind war sie teilweise gelähmt – ihre Bewegungen waren stark eingeschränkt. Das Mädchen war aber fröhlich und hilfsbereit. Margarete betreute die Kinder von Frauen, die arbeiten mussten. Und sie nähte gerne. Obwohl die Eltern dagegen waren, wurde sie Schneiderin. Und der Vater sah schließlich ein, dass seine Tochter begabt war.

 

Also richtete er für sie und ihre Schwester eine Schneiderei ein. Dort bekamen die beiden jungen Frauen immer mehr Arbeit – anfangs nähten sie noch mit der Hand. Aber sie sparten ihre Einnahmen und kauften sich bald als erste in der Gegend eine Nähmaschine. Margarete kaufte ein Filzgeschäft und hatte bald mehrere Angestellte. Sie hatte also Arbeiterinnen, die für sie nähten. Genäht wurde vor allem Kleidung.

Durch Zufall sah Margarete eines Tages in einer Zeitschrift eine Näh-Anleitung, man nennt das Schnittmuster, für einen Elefanten. Also ließ sie Nadelkissen nähen – in Form von Elefanten. In ein Nadelkissen steckt man Nähnadeln, die man gerade nicht braucht – damit man sich nicht verletzen kann. Diese besonderen Nadelkissen verkauften sie auf dem Markt, und sie waren ein voller Erfolg. Also begann Margarete, auch andere Tiere zu nähen – aus Filz. 1892 gab es den ersten Steiff-Katalog, mit Katzen, Hunden und Pferden. Der Umsatz stieg, und schon 1901 wurde nach Amerika exportiert. Ab 1902 gab es im Sortiment auch einen Teddybären.

1904 bekamen die Plüschtiere einen Metallknopf ins Ohr, daran eine kleine gelbe Stoff-Fahne mit dem Namen „Steiff“ darauf. Dieses Markenzeichen haben die Spielsachen noch heute.
Margarete gab ihre Firma an ihre Neffen ab – bis 1907 waren fast eine Million Teddybären genäht worden. 400 Mitarbeiter hatte die Firma, dazu noch 1800 Näherinnen, die von zu Hause aus arbeiteten. Margarete Steiff starb 1909 im Alter von 61 Jahren. Ihre Firma und viele Spielzeuge mit ihrem Namen gibt es noch heute. Und sie sind begehrt und teuer. Es gibt Sammler, die die Steiff-Plüschtiere genau kennen und seltene Exemplare zu hohen Preisen kaufen. Seit 2005 gibt es auch „Die Welt von Steiff“ – ein kleines Museum, in dem man bei der Herstellung der berühmten Tiere zusehen kann. Heute stellt die Firma auch Kinderkleidung her, die sehr beliebt ist.

Das war sie, die Geschichte einer wichtigen deutschen Unternehmerin. Hattet Ihr schonmal etwas von Steiff-Tieren gehört?
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